Metadaten

Hölscher, Gustav; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1941/42, 3. Abhandlung): Die Anfänge der hebräischen Geschichtsschreibung — Heidelberg, 1942

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.42028#0050
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
50 G. Hölscher: Die Anfänge der hebräischen Geschichtsschreibung
stalten zu rechnen1. Man geht vom homerischen Epos aus, in dem
die Heroen der Sage als Könige und Fürsten vermenschlicht sind
und ihr ursprünglich mythischer Charakter nur gelegentlich durch-
blickt2. Bei Hesiod dagegen erscheinen die Heroen ausdrücklich
als höhere Wesen der Vorzeit, als Halbgötter3; in der späteren
Literatur wird Tjpoo? bald für die Heroen der Sage, bald für die
des Kultus gebraucht, jedoch so, daß im Laufe der Zeit die sakrale
Bedeutung fast die alleinige Geltung gewinnt4; diese aber ist offen-
bar die ursprüngliche. Es gibt zahlreiche Belege für die Entste-
hung der Heroen und Sagenhelden aus ursprünglichen Göttern5.
Die Namen der Heroen sind zum Teil aus Beinamen der Götter
entstanden6. Diese Namen sind mehrfach ganz in der Weise mensch-
licher Personennamen gebildet7. Ein typischer Charakterzug der
Heroen gegenüber den Göttern ist die Beschränktheit ihres Wir-
kungskreises. Bei einem Teil der Heroen verrät sich, daß sie alte
chthonische Götter sind; ihren Aufenthaltsort in der Erde, beson-
ders in Höhlen, deutet man, wo ihr voller göttlicher Charakter ge-
schwunden ist, als Gräber von Menschen der Vorzeit, die dann als

1 Ed. Meyer, Israeliten, S. 252f.
2 Od. VII 44, XI 329. 629ff. XXI 299. Von Halbgöttern (^[ri&ecov yevoq
ävSpcov) spricht nur die Stelle Jl. XII 23.
3 Hesiod. opp. 159f.
4 F. Deneken, a.a.O., Sp. 2443.
5 Beispiele: Menelaos und Helena in Therapnai (in Lakonien) „als Götter,
nicht als Heroen verehrt“ Isocr. 10, 63; die Dioskuren Kastor und Polydeukes
in Sparta als Götter verehrt; Herakles ein Gottheros in Theben, ebenso Leu-
kothea; Erechtheus ein solcher in Athen; Asklepios von alters her als Gott
in Thessalien verehrt. Vgl. ferner Odysseus in Arkadien (Ed. Meyer, Ge-
schichte des Altertums II 1, 286; III 356 f.); Hyakinthos in Amyklai (E. Rohde,
Psyche2 I 135—141).
6 Z. B. Amphiaraos und Trophonios sind Beinamen des chthonischen
Zeus (vgl. Ed. Meyer, Gesch. d. Altertums III 357: Amphiaraos der Gott der
Graer in Oropos). Klymenos und Chthonia (in Hermione), von denen Kly-
menos den Namen des Unterweltsgottes trägt. Agamemnon (in Sparta) ist
vielleicht Beiname des Zeus Agamemnon; Kallisto, Diktynna, Iphigeneia Bei-
namen der Artemis, Aglauros und Pandrosos solche der Athena (vgl. F. Dene-
ken, a.a.O., Sp. 2448ff.).
7 So Agamemnon, Menelaos, Amphiaraos, Peirithoos, Diomedes, Eubu-
los, auch Herakles (vgl. Fick-Bechtel2, Griechische Personennamen); ähn-
lich in der germanischen Sage Siegfried, Brunhild u. a. Allerdings kommen
die Heroennamen in alter Zeit nur ganz vereinzelt als Personennamen vor, so
Eubulos, Peirithoos (Vater des pythagoreischen Philosophen Alkmaion von
Kroton); vgl. dazu Pape, Griechisches Lexikon.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften