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Hölscher, Gustav; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1941/42, 3. Abhandlung): Die Anfänge der hebräischen Geschichtsschreibung — Heidelberg, 1942

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https://doi.org/10.11588/diglit.42028#0068
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68 G. Hölscher: Die Anfänge der hebräischen Geschichtsschreibung
alters als Wohnsitz Jahves* 1. Hier schauen Mose und siebzig der
Ältesten Israels den Gott und halten das Opfermahl vor ihm. Es
ist der Gott, der sie bis dorthin in der Wolken- und Feuersäule
geleitet hat und der nun im Feuer auf den Berg niedergefahren ist.
Auch der Sinai aber ist für J nur eine Station auf dem Zuge nach
Kanaan in ,,das Land, wo Milch und Honig fließt“2. Vom Sinai
ab tritt an die Stelle der Wolken- und Feuersäule als Führer der
Keniter Chobab. Er ist der Schwiegervater Moses, der Vater Sip-
poras3. Chobab ist nach Num IO29r. unweit des Sinais zu Hause,
wohnt aber nicht unmittelbar am Sinai. Das Gebiet Kains liegt
süd-südwestlich vom Toten Meere, den ‘Amalekitern benachbart4.
Es sind, wie man sieht, verschiedene historische Erinnerun-
gen, auf denen sich die Auszugsgeschichte bei J aufbaut. Im Mittel-
punkte stehen die Traditionen vom Aufenthalt der Vorfahren in
Ägypten und von Mose, dem Priester von Kadesch. Die Kadesch-
tradition jedoch läßt J ganz in den Schatten treten und verbindet
Mose vor allem mit dem Gottesberge Sinai und dem Stamm der
Keniter. Dies alles ist kunstvoll zusammengewoben und zu einer
dramatisch spannenden Geschichte gestaltet. Zur Ausschmückung
im einzelnen dienen allerlei weitere Stoffe, das Kindheitsmärchen,
Ortssagen, wie die von Meriba und Massa, oder Motive von solchen,
wie vom Dornbusch, von der Überschwemmung bei Ba£al-Safon
oder vom Manna; dazu kommt Genealogisches, wie die Abstam-
mung Gerschoms von Mose und Sippora, ätiologische Erklärung von
Bräuchen, wie Beschneidung oder Mazzenessen, und vor allem freie
Dichtung, wie der Totschlag und die Brunnenszene, die Beglaubi-
gungswunder Moses, die Beschreibung des Frondienstes in Ägypten,
die spannend sich steigernden Plagen bis zur Tötung der Erst-

aun nächsten, den Sinai unter den Bergen südöstlich von Kadesch zu suchen,
die eine Höhe von über 1000 m erreichen. In die Nähe von Kadesch führt
auch der Zusammenhang der jahvistischen Erzählung: am Dornbusch (Sinai)
erhält Mose seine Sendung, dorthin soll er das Volk in drei Tagen führen
Ex 3lg 53. Ebendorthin weist auch die Nähe des kenitischen Gebietes.
1 Vgl. Jud 55 (wo „dieser Sinai“ Glosse ist); 1. Reg 19gff.
2 Von einer Gesetzgebung am Sinai weiß der ursprüngliche Jahvist
nichts, s. ob. S. 22 f., Anm. 1.
3 Jud 116 LXX 4n Num 1029 („der Midianiter“ ist Interpolation nach E;
E selber sagt „der Priester von Midian“). In Ex 216 ist der Name Chobabs
durch „den Priester von Midian“ (aus E) verdrängt, und in Ex 218 ist „Re‘uel“
interpoliert.
4 Jud 116 LXX, vgl. auch 1. Sam 2710 3029 J (156 E).
 
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