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Hölscher, Gustav; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1941/42, 3. Abhandlung): Die Anfänge der hebräischen Geschichtsschreibung — Heidelberg, 1942

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https://doi.org/10.11588/diglit.42028#0073
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Stoff und Gestaltung

73

Einleitung zu diesen Geschichten dient die Sage von der Erschei-
nung des Boten Jahves, der Gideon zum Midianiterkampfe aufruft,
und vom Bau des Altars ,, Jahve-Schalom“ zu ‘Ofra. Die Zeit
Gideons ist nach Gen 3635 um 1100 anzusetzen* 1.
Die Jiftachsage erzählt von einem gikaditischen Häuptling
Jiftachund seinem siegreichen Kampf gegen die‘Ammoniter, an den
sich ein Streit mit den eifersüchtigen Efraimiten anschließt. Über
den ‘Ammoniterkrieg selbst wird nur ganz notizenhaft, berichtet;
den Erzähler interessiert die Wahl Jiftachs zum Häuptling von Gil-
‘ad2 und die blutige Abfertigung der Efraimiten an der Jordan-
furt. Überlieferungsgehalt haben diese Erzählungen, abgesehen von
der allgemeinen Zeichnung des historischen Milieus, kaum. Der
Name Jiftachs kann genealogischen Ursprungs sein; die von E er-
zählte Geschichte vom Opfer der Tochter Jiftachs und des darnach
gefeierten Kultfestes ist mythischen Ursprungs. Die Szene an der
Jordanfurt ist eine Anekdote. Die Verspottung des efraimitischen
Dialektes weist auf judäischen Ursprung.
Die Simsonsagen sind ein Kranz vorwiegend Schwankhafter
Geschichten von den Krafttaten und Liebschaften des Becken
Simson. Dieser ist, wie sein Name ,,Sonnenmann“ besagt, kein
Gott, sondern ein Heros. Seine Heimat ist, wie die Ortsnamen der
Umgegend lehren3, ein Gebiet alten Sonnenkultes. Die Sage hat
ihn hier zum Sohn des Manoach aus Sor‘a gemacht Jud 132 und
läßt ihn im Grab seines Vaters Manoach zwischen Sor‘a und Esch-
ta’ol begraben werden Jud I63; Manoach selbst ist der Eponymus
des ursprünglich choritischen4, später israelitischen Geschlechtes zu
Sor‘a. J betrachtet Simson als Angehörigen des Stammes Dan,
dessen ursprünglichen Wohnsitz er in dies Gebiet verlegt5. Daß
sich m. E. nicht glaubhaft machen. — Ob die Stiftung des Efod zu ‘Ofra aus
der Midianiterbeute auf historischer Erinnerung beruht, läßt sich kaum aus-
machen.
1 Vgl. Ed. Meyer, Israeliten, S. 381 f.
2 Gikad ist Jud 517 ein selbständiger Stamm.
3 Bet-Schemesch, Har-Gheres, Timnat-Cheres. 4 Vgl. Gen 3 623.
5 Über die Verbindung Simsons mit Dan vgl. Ed. Meyer, Israeliten,
S. 527. Meyer bezweifelt, daß die Daniten einmal hier im Süden gesessen
haben, da die Josefstämme — und auch Juda — noch Jahrhunderte später
ganz auf das Gebirge und die Abdachung zum Jordan beschränkt und die
Daniten durch die Kanaaniter im Rücken (in Gib‘on, Ivirjat-Je‘arim, Gezer,
Jerusalem) völlig vom übrigen Israel abgeschnitten gewesen seien. Den Orts-
namen „Lager Dans“ Jud 1812 hält er für keinen sicheren Beweis, da der
Name einen anderen Ursprung haben könne, als J annehme.
 
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