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Hölscher, Gustav; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1941/42, 3. Abhandlung): Die Anfänge der hebräischen Geschichtsschreibung — Heidelberg, 1942

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https://doi.org/10.11588/diglit.42028#0078
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78 G. Hölscher: Die Anfänge der hebräischen Geschichtsschreibung
Man sieht, die Erinnerungen an diese Zeit Sauls und Davids
sind zwar in ihrem Kern geschichtlich, aber mit den Farben der
Dichtung übermalt. Historische Kunde sind nur gewisse allgemeine
Tatsachen und Namen1. Von einem Zeitgenossen Davids stammt
diese Darstellung nicht, aber sie fußt ohne Zweifel auf Überliefe-
rungen, die aus der nächsten Umgebung Davids selber stammen.
B. Duhm2 machte zuerst den Vorschlag, 2. Sam 10—20 1. Reg 1—2
„aus den intimen Überlieferungen der Familie Ebjatars“ herzu-
leiten, und K. Budde3 erweiterte das dahin, daß die gesamte alte
Überlieferung vom Anfang des Samuelisbuches ab, d. h. seit der
Zeit ‘Elis, aus dieser Quelle fließe4. Gewiß ist Ebjatar ein ständiger
Begleiter Davids auf seinen Irrfahrten in Juda und im Philister-
lande gewesen, hat Davids Not und Verfolgung durch alle diese
Jahre hindurch geteilt 1. Reg 226 und ihn dauernd durch das
Efodorakel beraten5. Aber es wäre zu eng, die ganze Überlieferung
von Ebjatar herzuleiten; es scheint das im Hinblick auf die Ver-
bannung Ebjatars durch Salomo nicht einmal wahrscheinlich6. Man

1 Der Bericht über die Befreiung von Ive‘ila durch David und Davids
Flucht von dort 1. Sam 231_13* ist blaß und ohne historisches Detail. In der
Erzählung vom Verrat der Zifiter beruht der einzige konkrete Zug auf etymolo-
gischer Ausdeutung des Namens der Lokalität „Fels der Teilungen“ in der
Wüste Ma‘on 1. Sam 2 3 26ff. Die Szene der Verschonung des schlafenden Saul
in der Höhle haftet an der Höhle beim Steinbockfelsen zu 'Engedi 1. Sam 243;
die Pointe ist, daß Saul dem David das Königtum weissagt. Ähnlich in der
anschaulich erzählten Geschichte von Nabal und Abigail 1. Sam 25. Alle
diese Geschichten aus Davids Zeit in Juda, ebenso wie auch seine Erlebnisse
bei den Philistern in der Gefolgschaft des Königs Akisch und in Siklag, beruhen
im Kern auf echten Erinnerungen, sind aber überall ins Novellenhafte um-
gedichtet. Das gilt erst recht von den Erzählungen über das Ende Sauls und
seiner Söhne; echte Kunde über die Einzelheiten ist hier ausgeschlossen,
nicht nur über den nächtlichen Besuch Sauls in ‘Endor und die Erscheinung
Samuels, sondern auch über den Selbstmord Sauls und seines Waffenträgers
in der Schlacht.
2 Das Buch Jeremia KHC 1901, S. 3.
3 Geschichte der althebräischen Literatur 1906, S. 38ff.
4 Dabei geht Budde allerdings von der irrigen Voraussetzung aus, daß
Ebjatar wirklich ein Nachkomme ‘Elis war. Vgl. dagegen zu 1. Sam 143.
5 Schon sein Vater Achimelek ist unter Saul der Träger des Efods 1. Sam
1418 und hat im Einverständnis mit Saul auch für David das Orakel befragt
1. Sam 2215. Ebenso tut es Ebjatar 1. Sam 232 9_12 307f. 2. Sam 21 519 23.
Vgl. ob. S. 66, Anm. 8.
6 Ebjatar steht bei Salomos Thronbesteigung auf der Seite Adonijas und
seiner Anhänger Joab und SchinTi; gerade diese aber werden in der Geschichte
 
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