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Hölscher, Gustav; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1941/42, 3. Abhandlung): Die Anfänge der hebräischen Geschichtsschreibung — Heidelberg, 1942

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https://doi.org/10.11588/diglit.42028#0083
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Entstehungszeit und Leitgedanke

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wird, daß zur Zeit des Ereignisses die Aramäer noch keine Bezie-
hung zu der Gegend hatten1. Das politische Verhältnis zu den
Aramäern erscheint, wenn man die Sage vom Grenzvertrage Jakobs
mit Laban zu Gil‘ad Gen 3144ff. so deuten darf, als geregelt; die
das ganze 9. Jahrhundert hindurch andauernden Aramäerkriege
werfen kaum noch einen Schatten auf die Sagendarstellung. Auch
mit den Philistern besteht ein friedlich geregeltes Verhältnis Gen 26.2
Man darf deshalb die Abfassungszeit wohl bis gegen 800 hinunter-
rücken. Darauf führt auch eine andere Überlegung. Bis zur Er-
mordung der Königin ‘Atalja 836 stand Juda in Abhängigkeit von
Israel; der alte Bruderzwist zwischen Juda und Israel war ver-
festigt worden, als 842 König Achazja und seine 42 Brüder dem
Blutbade Jehus zum Opfer fielen. Seitdem hören die Beziehungen
des judäischen Königshauses zum Norden ganz auf; seit Achazja
stammen die Frauen der judäischen Könige nur noch aus dem
Süden. Dieser Bruch mit dem Nordreiche macht sich auch in dem
immer stärkeren Anschluß Judas an die religiösen Traditionen des
Südens bemerkbar. Schon Asa von Juda und sein Sohn Joschafat
beseitigen die kanaanäischen Elemente aus dem Kultus Judas,
Äscheren, Kadeschen u. dgl. 1. Reg. 15i2f. 2247. Bei J ist in der
ganzen Sagengeschichte von Äscheren und auch von Masseben an
den Heiligtümern nicht mehr die Rede3. Connubium mit Kanaa-
näern dagegen wird anstandslos erwähnt4, ebenso wie Heiraten mit
anderen Fremden5; nur Abraham weist eine Ehe Isaaks mit einer
Kanaaniterin feierlich zurück Gen 243 37.
Die Reaktion gegen kanaanäischen Einfluß kommt positiv zur
Geltung bei J durch die Benutzung südlicher Traditionen. Die
Menschheit wird zurückgeführt auf Kain, den Eponymus des noma-

1 Wellhausen, Die Gomposition des Hexateuchs und der historischen
Bücher des Alten Testaments 18993, S. 367.
2 Die letzten Kämpfe Israels mit den Philistern fallen in die Zeit Nadabs
1. Reg 1527 und ‘Omris 1. Reg 1615_17.
3 An israelitischen Heiligtümern erwähnt J zur Zeit der Ansässigkeit
Israels im Lande noch allerlei Idole: Holzbilder im Gilgal Jud 319 26, den gol-
denen Efod zu ‘Ofra Jud 824 _27, Efod und Terafim in Dan Jud 1831.
4 Judas Weib, die Mutter des Schela Gen 382; Gideons Kebsweib, die
Mutter Abimeleks Jud 831, auch Sichern und Dina Gen 34.
5 Aramäerinnen sind Rebbeka, Lea und Rachel; Philisterin Simsons
Weib Jud 14; Ägypterinnen Hagar Gen 16x und Asenat, die Tochter des Poti-
fera‘, des Oberpriesters von On Gen 4145. Davids Weib Batscheba4 ist vorher
das Weib des Chittiters Uria 2. Sam 113.

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