Metadaten

Hölscher, Gustav; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1941/42, 3. Abhandlung): Die Anfänge der hebräischen Geschichtsschreibung — Heidelberg, 1942

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.42028#0095
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Entstehungszeit und Leitgedanke

95

königlichen Zeit ist das Überlieferungsgat zum Teil israelitischer
Herkunft, aber auf Schritt und Tritt blickt der Standpunkt des
judäischen Darstellers durch: bei Jiftach in der Spottanekdote über
die Efraimiten Jud 12i—6, bei Simson in der ausdrücklichen Nen-
nung der Judäer Jud 15ii—13 (vgl. I63). Die Danitensage Jud 17f.
und die Gib‘asage Jud 19—21 sind rein judäischeTendenzlegenden1.
Daß die gesamte Überlieferung vom Anfang des Samuelis-
buches ab judäisch ist, ergibt sich aus der Sache selbst. Das gilt
von den Erzählungen über die Lade und über den Efod, die beide
zum Heiligtum von Jerusalem gehören. Das gilt ebenso von der
gesamten Überlieferung über Saul und sein Haus, die in allem
wesentlichen ganz mit Davids Geschichte verquickt und durch die
Parteinahme für diesen bestimmt ist.
Die leitende Idee, die das Geschichtsbild des J gestaltet hat,
ist der Gedanke der Einheit des Zwölfstämmevolkes. In Wahr-
heit ist dieses Großisrael eine Schöpfung Davids, der, anfangs nur
König Judas zu Hebron, nach der Einnahme Jerusalems von Israel
zum König gewählt wird und Jerusalem zur Reichshauptstadt er-
hebt. Nach J dagegen hat es ein Großisrael von Anfang an gegeben.
Schon die Sagengenealogie des J beruht auf dieser Idee: Jakob,
der in feierlicher Umnennung den Namen Israel erhält Gen 3229
und diesen Namen seitdem weiterführt2, hat die Eponymen der
zwölf Stämme zu Söhnen. Er vertritt deshalb Großisrael auch als
Bruder Esaus-Edoms. Dasselbe gilt aber auch schon von Abraham,
wenn er nicht nur den Altar zu Mamre Gen 1318, sondern auch
die Altäre zu Sichern und Betel baut Gen 127f. Die Verheißung
der Nachkommenschaft und des Landes, die ihm Gen 122f. 7t. zu-
teil wird3, gilt dem Großisrael der Königszeit4. Aber die gleiche
Verheißung erhält auch schon Noahs Sohn Schern in der Urzeit, wenn
ihm als dem Vertreter Israels die Herrschaft über Kanaan zu-
gesprochen wird Gen 925. Schon in Ägypten entsteht das Volk der
zwölf Stämme. Jahve, der Gott der Väter, befreit es aus derKnecht-

1 Siehe ob. S. 74.
2 Siehe ob. S. 36, Anra. 2.
3 Von jüngeren Händen wiederholt Gen 1314_171518; an Isaak Gen 263_5
24—25a > an Jakob Gen 2813-15-
4 Vgl. auch den Segen, den die Verwandten Rebekka mitgeben: „0
Schwester, werde zu Zehntausenden und dein Same erobere das Tor seiner
Hasser“ Gen 2 460.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften