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Hölscher, Gustav; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1941/42, 3. Abhandlung): Die Anfänge der hebräischen Geschichtsschreibung — Heidelberg, 1942

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https://doi.org/10.11588/diglit.42028#0110
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110 G. Holscher: Die Anfänge der hebräischen Geschichtsschreibung
haupt gegen die Fremden, kommt bei J nicht zum Ausdruck1;
denn auch die Kanaaniter in den Städten Israels sind zu seiner
Zeit Verehrer Jahves. Die Heirat einer Kanaaniterin wird nur ein-
mal abgelehnt, nämlich bei Isaaks Heirat, dem der Knecht Abra-
hams keine Kanaaniterin zum Weibe nehmen darf Gen 24.3 37. Was
Jahve haßt und mit eifersüchtiger Strenge straft, ist die Verehrung
fremder Götter durch Israel selbst Num 251—2 4; ein fremder Gott
wie Dagon erscheint bei J machtlos und lächerlich 1. Sam 52-5.
So findet das Wirken Jahves seinen eigentlichen Ausdruck in
der Geschichte seines Volkes. In allen Gefahren und Kämpfen steht
Jahve Israel bei. Immer ist es das Wunderbare und Unglaubliche,
das durch ihn Wirklichkeit wird. Abraham zieht auf Jahves Ge-
heiß in die Fremde und erhält das Land zum Besitz; er überläßt
Lot den fruchtbaren Jordangau und gewinnt das bessere Land.
Hagar, die Mutter Ismaels, entläuft in die Wüste, aber Sara, ob-
wohl uralt wie ihr Mann, wird dennoch die Mutter des Leibes-
erben. Hungersnot treibt Isaak aus dem Lande, aber er wird reich
und sichert sich durch Vertrag den Besitz von Be’erschebab Isaak hat
Esau segnen wollen, aber Jakob gewinnt den Segen. Jakob muß
in die Fremde fliehen, aber reich an Kindern und Besitz kehrt er
zurück. Josef wird nach Ägypten verkauft und kommt dort zu
Macht und Einfluß. Jakob und seine Söhne wandern aus nach
Ägypten und werden trotz der Bedrückung durch die Ägypter ein
mächtiges Volk. Durch große Wundertaten befreit Jahve sein Volk

1 Von Religionsgegensätzen merkt man in der Sage bei J nichts. Abra-
ham ist der Bruder Nachors, der Verwandte Lots, der Vater Ismaels, und Isaak
der Vater Esaus. Weder bei dem Philisterkönig Abimelek Gen 2 628 noch bei
dem fremden Seher Bileam Num 2 2 22ff. spürt man, daß sie einer fremden
Religion angehören. Jakob und Laban schließen Vertrag beim Gotte Abra-
hams und Nachors Gen 3153a. Jahve erscheint auch als der Gott Hagars Gen 16,
die eine Ägypterin ist. Die Mutter des Schela, eines judäischen Geschlechtes,
ist Kanaaniterin Gen 382ff., die Mutter Manasses und Efraims ist die ägyp-
tische Priestertochter Asenat Gern 4145. Mose ist Adoptivsohn der ägypti-
schen Königstochter Ex 210. Simson hat philistäische Weiber Jud 14—16.
Das entspricht den historischen Verhältnissen der Königszeit. Die Kanaaniter
sind ein Teil Israels geworden; selbst das Jerusalemer Priestergeschlecht
scheint kanaanäischen Ursprungs gewesen zu sein. Unter Davids Helden
finden sich Ausländer, der Philister Itai 2. Sam 1518ff., der Chittiter Uria
2. Sam 113, der Aramäer Elifelet 2. Sam 2 334. Die Leibwache Davids sind die
Kereti und Peleti. Absalom hat eine Aramäerin zur Frau 2. Sam 1337 (vgl.
1. Reg 152 10), Salomo eine ‘Ammoniterin (vgl. 1. Reg 142]) und eine Tochter
des Pharao (1. Reg 916).
 
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