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Kolbe, Walther; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1942/43, 1. Abhandlung): Die ätolischen Soterien und die attische Archontenforschung — Heidelberg, 1943

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https://doi.org/10.11588/diglit.42031#0024
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16

Walther Kolbe:

daß die Feiern in den Jahren 221/0, 217/6, 213/2, 209/8, 205/4 gehal-
ten worden sind.
Indessen noch sind nicht alle Fragen gelöst. Wenn wir Welles
a. a.O. 146 hören, ist das Fest nach 221/0 zunächst nur mit Geld-
preisen ausgestattet gewesen und erst unter dem Stephanephorat
des Moiragoras in einen Kranzagon umgewandelt worden. Es
scheint mir, daß die historia sacra für diese Vermutung keinen Ruhm
läßt, wenn sie Z. 10 sagt: επιφανούς δέ γενομένης [τής Αρτέμιος]
προσδεξάμενοι τον χρησμόν επί στεφανηφόρου Ζηνοδότου πρώτο[ν στεφα-
νίτην] αγώνα Αεΐναι των κατοικούντων την Ασίαν [έψαφίσανίτο1 την εκδο-
χήν του χρησμού λαβόντες. Nach Welles müßte der Agon an dieser
Stelle als χρηματίτης bezeichnet sein. Da er selbst, wie seine Übersetz-
ung zeigt, die Ergänzung Kranzagon billigt, hat er seine eigene Be-
hauptung widerlegt : von Anbeginn an sind die Sieger in
diesen Wettkämpfen mit einem Kranz ausgezeichnet worden. Über
die in Moiragoras’ Jahr beschlossene Neuerung sagt die Fest-
geschichte 1630 aus, daß von nun an ein isopythischer Kranz im
Werte von 50 Golddrachmen verliehen werden sollte. Die Entwicke-
lung ist eben bei den Leukophryena, wenn ich so sagen darf, in um-
gekehrter Richtung verlaufen. Der ideale Wert des schlichten Lor-
beerkranzes reichte in der materiell gewordenen Zeit nicht mehr aus,
um genügend Bewerber anzulocken. Deshalb wurde der ursprüng-
liche Kranzagon wieder in einen Wettbewerb mit Geldprämien um-
gewandelt.
Es ist oben S. 15 gesagt, daß die Festfeier seit 221/0 regelmäßig
alle vier Jahre abgehalten worden ist. Dieses Ergebnis gilt es zu
sichern. Denn vielfach wird die Meinung vertreten, daß die Leuko-
phryena vor der Fertigstellung des großen Tempels überhaupt nicht
gefeiert sind; und daß sich daraus die dreizehnjährige Pause zwi-
schen Zenodotos und Moiragoras2 erkläre. Nun ist zwar zuzugeben,
daß die uns vorliegenden Antworten der griechischen Gemeinden —
1 Von mir ergänzt.
2 Moiragoras ist nach der heiligen Geschichte der vierzehnte Nachfolger
Zenodots. Daraus hat O. Kern mit exklusiver Zählweise für ihn das Jahr
207/6 errechnet, während Ferguson Tribal Cycles 128, wie ich glaube mit
Recht, betont, daß wegen der Originalzahl die inklusive Rechnung anzuwenden
ist. Es ist für unsern Zusammenhang nebensächlich, wird uns aber weiterhin
wichtig werden, daß der Beschluß des großen Werbefeldzuges ins Jahr 208/7
fällt. — Wenn neuerdings Hiller in den IG. XII, s. n. 138 in der Mitylene-
Urkunde I. v. Mag. 52 das Datum 199 angibt, so ist zu bedenken, daß er damit
lediglich das Jahr der Einmeißelung des Textes angeben wollte.
 
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