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Walther Kolbe:
Wenn Meritt Olbios bis in die 70 er Jahre heraufrücken wollte, so
geschah es im Hinblick auf die Tatsache, daß der gleiche Antrag-
steller Leon, Sohn des Kichesias von Aixone, sowohl im Dekret des
Urias Hesperia 1933 n. 5 und des Olbios a. a. 0. 1934 n. 40 erscheint.
Indessen ist das kein stichhaltiger Grund, um eine zeitliche Nähe der
beiden Eponymen zu behaupten. Es gibt Beispiele, daß ein Politiker
durch vier Jahrzehnte immer wieder als Antragsteller auftritt. Wir
besitzen daneben für Olbios prosopographische Angaben, die Fer-
guson Tribal Cycles 35 A. 3 zusammengestellt hat. Sie lassen seinen
Ansatz in die Zeit nach dem Chremonideischen Kriege durchaus
glaubhaft erscheinen, zumal auch der Schriftcharakter nach seinem
Urteil auf die Jahrhundertmitte weist. Ein sachlicher Grund dem
neuen Datum Meritts Glauben zu schenken, liegt mithin nicht vor.
Der Einwand, daß uns für die 21 Jahre von 292/1—272/1 ein-
schließlich zu viel Kandidaten zur Verfügung stehen, als daß die
Polyeuktosgruppe in den 70 er Jahren Platz .finden könnte, hat sich
nicht bewahrheitet. Die von Meritt neuerdings in Vorschlag
gebrachten Namen haben ohne Ausnahme die Probe nicht bestan-
den. Halten wir uns an Fergusons Vorschlagsliste, so müssen wir
nach den Ausführungen von S. 42 f. Theophemos, Kydenor, Mene-
kles und Nikias Otryneus, da sie Archonten der 60er Jahre sind, für
unsere Periode ausschalten, und Olbios fällt fort, weil er der Mitte
des Jahrhunderts zugewiesen wurde. Dagegen tritt zu den von ihm
Genannten der neue Archon Nikias II., Nachfolger des Euthios,
hinzu, ferner Thersilochos und sein Vorgänger Kallimedes, von de-
nen ersterer durch das Ephebendekret aus Polyeuktos’ Jahr in die
unmittelbare Nachbarschaft mit diesem Archon gerückt wird. Das
sind zwanzig Anwärter für die Zeit von 21 Jahren. Das Ergebnis
zeigt: eine Raumnot besteht in Wahrheit nicht.
Wenn wir aber glauben würden, unserer Aufgabe mit diesem
Nachweis genügt zu haben, so würden wir uns dem Vorwurf der
Kurzsichtigkeit aussetzen. Es ist unbedingt notwendig, die Unter-
suchung auf das Jahrzehnt von Pytharatos bis zum Ende des Chre-
monideischen Krieges auszudehnen. Da dies Ereignis oben S. 39 auf
262/1 festgelegt werden konnte, handelt es sich um die neun Jahre
von 270/69 bis 262/1 einschließlich. Theophemos, Kydenor, Mene-
an Anaxikrates gegeben werden kann; denn Anaxikrates’ Schreiber hat nach
Ausweis von II2 672 insgesamt 21 Zeichen, während die in II2 670 B verfüg-
bare Stellenzahl größer ist. Der Möglichkeiten sind zu viele, als daß Meritts
Ergänzungsversuch a.a. O. 1934, 581 überzeugen könnte.
Walther Kolbe:
Wenn Meritt Olbios bis in die 70 er Jahre heraufrücken wollte, so
geschah es im Hinblick auf die Tatsache, daß der gleiche Antrag-
steller Leon, Sohn des Kichesias von Aixone, sowohl im Dekret des
Urias Hesperia 1933 n. 5 und des Olbios a. a. 0. 1934 n. 40 erscheint.
Indessen ist das kein stichhaltiger Grund, um eine zeitliche Nähe der
beiden Eponymen zu behaupten. Es gibt Beispiele, daß ein Politiker
durch vier Jahrzehnte immer wieder als Antragsteller auftritt. Wir
besitzen daneben für Olbios prosopographische Angaben, die Fer-
guson Tribal Cycles 35 A. 3 zusammengestellt hat. Sie lassen seinen
Ansatz in die Zeit nach dem Chremonideischen Kriege durchaus
glaubhaft erscheinen, zumal auch der Schriftcharakter nach seinem
Urteil auf die Jahrhundertmitte weist. Ein sachlicher Grund dem
neuen Datum Meritts Glauben zu schenken, liegt mithin nicht vor.
Der Einwand, daß uns für die 21 Jahre von 292/1—272/1 ein-
schließlich zu viel Kandidaten zur Verfügung stehen, als daß die
Polyeuktosgruppe in den 70 er Jahren Platz .finden könnte, hat sich
nicht bewahrheitet. Die von Meritt neuerdings in Vorschlag
gebrachten Namen haben ohne Ausnahme die Probe nicht bestan-
den. Halten wir uns an Fergusons Vorschlagsliste, so müssen wir
nach den Ausführungen von S. 42 f. Theophemos, Kydenor, Mene-
kles und Nikias Otryneus, da sie Archonten der 60er Jahre sind, für
unsere Periode ausschalten, und Olbios fällt fort, weil er der Mitte
des Jahrhunderts zugewiesen wurde. Dagegen tritt zu den von ihm
Genannten der neue Archon Nikias II., Nachfolger des Euthios,
hinzu, ferner Thersilochos und sein Vorgänger Kallimedes, von de-
nen ersterer durch das Ephebendekret aus Polyeuktos’ Jahr in die
unmittelbare Nachbarschaft mit diesem Archon gerückt wird. Das
sind zwanzig Anwärter für die Zeit von 21 Jahren. Das Ergebnis
zeigt: eine Raumnot besteht in Wahrheit nicht.
Wenn wir aber glauben würden, unserer Aufgabe mit diesem
Nachweis genügt zu haben, so würden wir uns dem Vorwurf der
Kurzsichtigkeit aussetzen. Es ist unbedingt notwendig, die Unter-
suchung auf das Jahrzehnt von Pytharatos bis zum Ende des Chre-
monideischen Krieges auszudehnen. Da dies Ereignis oben S. 39 auf
262/1 festgelegt werden konnte, handelt es sich um die neun Jahre
von 270/69 bis 262/1 einschließlich. Theophemos, Kydenor, Mene-
an Anaxikrates gegeben werden kann; denn Anaxikrates’ Schreiber hat nach
Ausweis von II2 672 insgesamt 21 Zeichen, während die in II2 670 B verfüg-
bare Stellenzahl größer ist. Der Möglichkeiten sind zu viele, als daß Meritts
Ergänzungsversuch a.a. O. 1934, 581 überzeugen könnte.