III. Die orientalische Heimat der Ölbaumkultur
27
Der ossetische und georgische Name des Ölbaums, /eiT1, geht
wohl auf armen. jet‘ zurück.
Im Gegensatz zu der hier vorgetragenen Ansicht über die Ent-
lehnung des armenischen Namens jef [dzet‘] aus dem Semitischen
(babylon.-aram. zetä, syr. zaitä, hebr. arab. zait) steht eine Hypo-
these von Paul de Lagarde, der auf Grund einer Untersuchung
dieser armenisch-semitisch-ägyptischen Namenreihe2 zu dem Er-
gebnis gelangte, daß der kanaanäische Name auf dem Land-
weg und der ägyptische auf dem Seeweg aus dem Armeni-
schen entlehnt worden seien, und daß „der Ölbaum seine
Heimath in einer armenisches Eranisch redenden Landschaft
SüdKleihAsiens habe“3, wobei er an Kilikien denkt. „Ich wüßte
keine im Bereiche aegyptischer Schiffahrt und chananäischen Han-
dels gelegene, einen eranischen Dialekt redende Landschaft zu nen-
nen, in welcher der Ölbaum vorkommt, als Cilicien“, schreibt er4.
Und an andrer Stelle:5 „Der Ölbaum stammt von der Südküste
KleinAsiens, ebenfalls [wie die Eßkastanie] aus eranischem Gebiete,
ist von da sowohl zu den Chananäern wie zu den Aegyptiern, von
ersteren nach Carthago gelangt: die Punier haben die Kunst der
Veredelung des wilden Ölbaums den Numidiern gelehrt. Der Name
ελοαον ist den Griechen von Stammverwandten der Armenier zu-
geführt worden.“ Lagardes Ableitung des semitischen Namens
zait aus armen. jeti [dzet‘] findet die Zustimmung F. Hommels,
während Hübschmann umgekehrt das armenische Wort aus dem
Semitischen herleitet6.
Paul de Lagardes Ansicht, daß der Ölbaum von der Süd-
küste Kleinasiens stamme, findet in der gegenwärtigen Verbrei-
tung des Baums in diesen Gegenden keine Stütze. Kilikien ist
heute, wie Theobald Fischer bemerkt, „kein Land der Oliven-
zucht, ja der Baum ist in der Ebene, außer bei Tarsus und Mersina,
sogar selten“7. Auch das Innere von Kleinasien hat, wie wir sahen,
für die Olivenkultur geringe Bedeutung. Klimatische und boden-
plastische Gründe schließen den Baum vom größten Teil dieser
1 Erwähnt von Hübschmann, a.a.O. S. 309 unten.
2 Mittheilungen III 214—26. Göttingen 1889.
3 a.a.O. III 219.
4 a.a.O. 219.
5 a.a.O. 226.
6 Zeitschr. d. Deutschen Morgenländischen Gesellsch. 46, 243. Hübsch-
mann, Armen. Grammatik, S. 309f. Schräder bei Hehn6 120. 8121f.
7 Der Ölbaum, S. 64.
27
Der ossetische und georgische Name des Ölbaums, /eiT1, geht
wohl auf armen. jet‘ zurück.
Im Gegensatz zu der hier vorgetragenen Ansicht über die Ent-
lehnung des armenischen Namens jef [dzet‘] aus dem Semitischen
(babylon.-aram. zetä, syr. zaitä, hebr. arab. zait) steht eine Hypo-
these von Paul de Lagarde, der auf Grund einer Untersuchung
dieser armenisch-semitisch-ägyptischen Namenreihe2 zu dem Er-
gebnis gelangte, daß der kanaanäische Name auf dem Land-
weg und der ägyptische auf dem Seeweg aus dem Armeni-
schen entlehnt worden seien, und daß „der Ölbaum seine
Heimath in einer armenisches Eranisch redenden Landschaft
SüdKleihAsiens habe“3, wobei er an Kilikien denkt. „Ich wüßte
keine im Bereiche aegyptischer Schiffahrt und chananäischen Han-
dels gelegene, einen eranischen Dialekt redende Landschaft zu nen-
nen, in welcher der Ölbaum vorkommt, als Cilicien“, schreibt er4.
Und an andrer Stelle:5 „Der Ölbaum stammt von der Südküste
KleinAsiens, ebenfalls [wie die Eßkastanie] aus eranischem Gebiete,
ist von da sowohl zu den Chananäern wie zu den Aegyptiern, von
ersteren nach Carthago gelangt: die Punier haben die Kunst der
Veredelung des wilden Ölbaums den Numidiern gelehrt. Der Name
ελοαον ist den Griechen von Stammverwandten der Armenier zu-
geführt worden.“ Lagardes Ableitung des semitischen Namens
zait aus armen. jeti [dzet‘] findet die Zustimmung F. Hommels,
während Hübschmann umgekehrt das armenische Wort aus dem
Semitischen herleitet6.
Paul de Lagardes Ansicht, daß der Ölbaum von der Süd-
küste Kleinasiens stamme, findet in der gegenwärtigen Verbrei-
tung des Baums in diesen Gegenden keine Stütze. Kilikien ist
heute, wie Theobald Fischer bemerkt, „kein Land der Oliven-
zucht, ja der Baum ist in der Ebene, außer bei Tarsus und Mersina,
sogar selten“7. Auch das Innere von Kleinasien hat, wie wir sahen,
für die Olivenkultur geringe Bedeutung. Klimatische und boden-
plastische Gründe schließen den Baum vom größten Teil dieser
1 Erwähnt von Hübschmann, a.a.O. S. 309 unten.
2 Mittheilungen III 214—26. Göttingen 1889.
3 a.a.O. III 219.
4 a.a.O. 219.
5 a.a.O. 226.
6 Zeitschr. d. Deutschen Morgenländischen Gesellsch. 46, 243. Hübsch-
mann, Armen. Grammatik, S. 309f. Schräder bei Hehn6 120. 8121f.
7 Der Ölbaum, S. 64.