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Hölscher, Gustav; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1944/48, 3. Abhandlung): Drei Erdkarten: ein Beitrag zur Erdkenntnis des hebräischen Altertums — Heidelberg, 1949

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https://doi.org/10.11588/diglit.42185#0012
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Gustav Hölscher

Erde sich berühren. Die Erde erstreckt sich „vom Ende des Him-
mels bis zum Ende des Himmels“1, oder, was gleichbedeutend ist,
„vom Ende der Erde bis zum Ende der Erde“2. Täglich durchmißt
die Sonne diesen Lauf, um des Nachts an ihren Aufgangsort wieder
zurückzukehren3. Deshalb reicht die Erde von Sonnenaufgang bis
Sonnenuntergang4. Dieselbe Entfernung ist gemeint, wenn man sie
mißt „vom Meer zum Meer, vom Euphrat bis zu den Enden der
Erde“5, und die Phantasie des Dichters in Ps 139g_10 kann die All-
gegenwart Gottes preisen:
Stieg ich zum Himmel hinauf, so bist du dort,
Lagerte ich mich in Se’öl, siehe so bist du da;
Nähme ich Flügel des Morgenrots,
Ließe mich nieder am äußersten Meer,
Auch da würde deine Hand mich führen,
Deine Rechte mich fassen.
Neben den zwei Richtungen Ost und West zählt man seit alters
vier Himmelsrichtungen; der Hebräer nennt sie die vier „Winde“6.
Man redet von den vier „Flügeln“ der Erde7 oder von den vier „En-
den“ des Himmels8.
Eigentümlich ist die Vorstellung in Jes 1^13) der babylonische
König rühmt sich, er will zum Himmel emporsteigen, über die Ster-
ne Gottes seinen Thron stellen, sich auf den Versammlungsberg „in
den Winkeln des Nordens“ setzen, über Wolkenhöhen steigen. Die
Vorstellung ist die, daß der Norden hoch, der Süden tief liegt, eine
Anschauung, die durch die geographische Lage des armenischen
Hochgebirges und des mesopotamischen Tieflandes bedingt ist. Die-
selbe Vorstellung vom Göttersitz „im Norden“ scheint Ps 483 auf Je-
rusalem übertragen zu sein, wo auch der Berg Zion „in den Winkeln
des Nordens liegt“. Eine andere Vorstellung kommt zum Ausdruck,
1 Dt 432 vgl. I Hen 572.
2 Dt 13s 2864 Jer 2 5 33; vgl. I Hen 549 6020. Statt vom Ende oder den En-
den der Erde redet man auch von ihren Winkeln (Jer 622 2532 318 5041) und von
ihrem Saum oder ihren Säumen (Jes 6416 lob 373 3813).
3 Ps 197 Kgh 15. Vgl. S. 58.
4 Jes 450 4915 Sach 87 Ps 504 659 757 10312 1133 lob 1820 Bar 437 5S.
5 Sach 910 Ps 728 Sir 4421.
6 Jer 4 9 36 Hes 4220 379 Sach210 65 Dan 8S 114 1. Chron 924.
7 Jes 1112 Hes 72.
s Jes 493G. Das entspricht den vier Kibrät der Assyrer, vgl. Jen sen a. a. O.,
167 ff., welcher Vermutungen über die ursprüngliche Bedeutung des Wortes an-
stellt. Auch im Phönikischen ist das Wort belegt, vgl. die Inschrift von Ma'süb:
kibrat mösä seines „in der Richtung des Sonnenaufgangs“.
 
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