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Hölscher, Gustav; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1944/48, 3. Abhandlung): Drei Erdkarten: ein Beitrag zur Erdkenntnis des hebräischen Altertums — Heidelberg, 1949

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https://doi.org/10.11588/diglit.42185#0022
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Gustav Hölscher

das Eindringen dieser nordischen Barbaren auf die Völker machte,
spiegelt sich in der Weissagung Jeremias von dem „Feind aus Nor-
den“, der alles verwüsten werde. Nach Herodot (I 103—106) sollen
die Skythen achtundzwanzig Jahre lang Kleinasien beherrscht ha-
ben; sie sollen sogar durch Syrien und Palästina bis an die Grenze
Ägyptens vor gedrungen sein, wo Psammetich I. sie durch Geschenke
und Bitten zur Umkehr bewogen habe. Noch in der düsteren Pro-
phetie Hesekiels gegen Ägypten (3222ff) ist die Rede von den damals
unter gegangenen mächtigen Reichen Assur, rElam, Mesek (assyr.
Muiku, Muskü, griech. Μόσχοι,) und Tübäl (assyr. Tabal, griech. Τφα-
ρηνοί). Die beiden letzteren, die nach dem Fall des alten Chittiterrei-
ches über das spätere Kappadokien hinaus bis gegen die Tauruslän-
der vorgedrungen waren1, waren jetzt an die Küsten des Pontus zu-
rückgedrängt2. Die Erinnerung an diese gewaltigen Umwälzungen
lebt Hes 38—39 fort in der Figur ,,Gögs, des Oberfürsten von Me-
sek und Tübäl“, dessen Einfall ins Land Israel am Ende der Tage der
Verfasser als die Eifüllung der jeremianischen Weissagung vom
„Feind aus Noiden“ betrachtet; die Gestalt des Gyges (assyr.
Gügü) von Lydien, der auch in der griechischen Tradition früh zum
Gegenstand der Sage (Herodot I 8ff.) und zum Typus des großen
Tyrannen wird3, hat sich hier mit Mesek und Tübäl verbunden. Fort-
an werden die Namen der kleinasiatischen Völker in der israeliti-
schen Literatur viel genannt: neben Tübäl und Mesek4 auch Gümer5,
Tögarmä6, ’Arärät (Armenien)7, Minni (assyr. Mannai in Armenien)8,
’Askenaz (Phiyger)9, Jäwän (lonrer)10. Anm. io siehe nächste Seite.
1 Vgl. Ed. Meyer, Gesell, d. Altert. I 23, S. 698.
2 Vgl. Ed. Meyer, Gesch. d. Altert. III2, S. 143.
3 Archilochos fr. 25 (Poetae lyrici Graeci II 390 Bergk) läßt den Zimmer-
mann Charon (nach Aristoteles, Rhetor. III 17) die (aus Plutarch, de tranqu.
anim. 10 zu ergänzenden Verse sprechen: Οΰ μοι τά Γύγεω του πολυχρύσου
μέλει, ούδ’ είλέ πώ με ζήλος, ούδ’ άγαίομαι θεών έργα, μεγάλης δ’ ούκ έρέω τυραννί-
δος άπόπροΟεν γάρ έστιν όφ-0-αλμών έμών.
4 lies 2713 322β 382 394 Jes 6619 Ps 1205.
5 Hes 38β.
6 Hes 2714 38β. assyr. Tilgarim in der La'ndschaft Melitene (Kappadokien)
7 Gen 84 2. Reg 1917 Jes 3738 Jer 5127.
8 Jer 5l27.
9 Gen 103 Jer 5127. Die Gleichsetzung von ’Askönaz mit assyr. Asküza,
Isgüza = Skythen (Knudtzon, Gebete an den Sonnengott S. 131); H. Winck-
ler, Altorientalische Forschungen, 1, 484ff.; Keilinschriften und Altes Testa-
ment 101 ff.) wobei n Schreibfehler für w sein soll, ist nicht zu halten. Der Na-
me deckt sich mit Άσκάνιοι, d. i. Φρύγες (vgl. Pauly-Wissowa, Realenc. Ar-
 
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