Erclkenntnis
21
Ha, Land des Flügelgeschwirrs
(das jenseits der Ströme von Küs),
Das Sendlinge schickt übers Meer
Und in Schilfnachen übers Wasser:
Geht hin, ihr schnellen Boten,
Zu dem Volke, schlank und blank,
Zu dem Stamm, weithin gefürchtet,
Dem Volke von Kraft und Sieg,
Des Land die Ströme durchschneiden.
Im Westen kennt man den Namen des weitentfernten Tarsis (Jes
216), und im Osten Sebä (Saba), das Land des Weihrauchhandels
(Jer 620).
Erst die große Völkerbewegung, die sich um die Mitte des 7.
Jahrhunderts an der Nordgrenze des Assyrerreiches vollzog, erwei-
terte den geographischen Horizont der Israeliten um ein Wesentli-
ches. Babylonier und Meder verbündeten sich und machten durch
die Eroberung Ninives 612 dem Reiche ’Assürs ein Ende. Es war eine
Vernichtung ohnegleichen; fast das ganze Volk, das seit Jahrhunder-
ten Vorderasien geknechtet hatte, wurde vernichtet, seine Haupt-
stadt dem Erdboden gleichgemacht, um nie wieder aufgebaut zu
werden. Als Xenophon zweihundert Jahre später hier vorüberzog,
sah er noch die Reste der Riesenmauern und die ungeheueren
Schutthaufen der einstigen Stadt; als Alexander 331 an der seihen
Stelle gegen die Perser kämpfte, konnte ihm niemand mehr sagen,
daß er auf den Trümmern von Ninive stehe1. Seit diesem ersten Auf-
treten der Meder begegnet ihr Name nicht selten in der israelitischen
Literatur2. Neben ihnen werden die Elamiter3 und auch andere
kleine Völker und Orte des Ostens genannt4.
Gleichzeitig mit dem Vordringen der Meder erfolgte die Inva-
sion der Kimmerier (assyr. Gimir, hebr. Gomer) und der Skythen
(assyr. Asküza, Isgüza)5 in Kleinasien. Der gewaltige Eindruck, den
1 Nach Ed. Meyer, Gesch. d. Altert. III2, S. 161. Die Erinnerung an die
Riesenstadt Ninive (Gen 10u_12) lebte auch bei den Juden in der Sage fort
(Jon 32 3) ·
2 Jes 1317 212 22e, vgl. Jer 2525.
3 Jes 212 22c Hes 3 2 24, vgl. auch Jes llu Jer 2525 4934ff.
4 Qlr Am 9, (als Heimat der Aramäer), Jes 226 (neben 'Eläm im assyri-
schen Heere), Peqöd (assyr. Puqüdu an der Grenze rEläms) Hes 2323 (im Heere
der Babylonier), Söar und Qoa" (assyr. sü und qü, regelmäßig verbunden) lies
2 3 23, letzteres Kilikien (vgl. 1. Reg 1028f.).
5 Über die irrtümliche Gleichsetzung des hebr. ’Askenaz mit den Sky-
then vgl. S. 22 Anm. 9.
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Ha, Land des Flügelgeschwirrs
(das jenseits der Ströme von Küs),
Das Sendlinge schickt übers Meer
Und in Schilfnachen übers Wasser:
Geht hin, ihr schnellen Boten,
Zu dem Volke, schlank und blank,
Zu dem Stamm, weithin gefürchtet,
Dem Volke von Kraft und Sieg,
Des Land die Ströme durchschneiden.
Im Westen kennt man den Namen des weitentfernten Tarsis (Jes
216), und im Osten Sebä (Saba), das Land des Weihrauchhandels
(Jer 620).
Erst die große Völkerbewegung, die sich um die Mitte des 7.
Jahrhunderts an der Nordgrenze des Assyrerreiches vollzog, erwei-
terte den geographischen Horizont der Israeliten um ein Wesentli-
ches. Babylonier und Meder verbündeten sich und machten durch
die Eroberung Ninives 612 dem Reiche ’Assürs ein Ende. Es war eine
Vernichtung ohnegleichen; fast das ganze Volk, das seit Jahrhunder-
ten Vorderasien geknechtet hatte, wurde vernichtet, seine Haupt-
stadt dem Erdboden gleichgemacht, um nie wieder aufgebaut zu
werden. Als Xenophon zweihundert Jahre später hier vorüberzog,
sah er noch die Reste der Riesenmauern und die ungeheueren
Schutthaufen der einstigen Stadt; als Alexander 331 an der seihen
Stelle gegen die Perser kämpfte, konnte ihm niemand mehr sagen,
daß er auf den Trümmern von Ninive stehe1. Seit diesem ersten Auf-
treten der Meder begegnet ihr Name nicht selten in der israelitischen
Literatur2. Neben ihnen werden die Elamiter3 und auch andere
kleine Völker und Orte des Ostens genannt4.
Gleichzeitig mit dem Vordringen der Meder erfolgte die Inva-
sion der Kimmerier (assyr. Gimir, hebr. Gomer) und der Skythen
(assyr. Asküza, Isgüza)5 in Kleinasien. Der gewaltige Eindruck, den
1 Nach Ed. Meyer, Gesch. d. Altert. III2, S. 161. Die Erinnerung an die
Riesenstadt Ninive (Gen 10u_12) lebte auch bei den Juden in der Sage fort
(Jon 32 3) ·
2 Jes 1317 212 22e, vgl. Jer 2525.
3 Jes 212 22c Hes 3 2 24, vgl. auch Jes llu Jer 2525 4934ff.
4 Qlr Am 9, (als Heimat der Aramäer), Jes 226 (neben 'Eläm im assyri-
schen Heere), Peqöd (assyr. Puqüdu an der Grenze rEläms) Hes 2323 (im Heere
der Babylonier), Söar und Qoa" (assyr. sü und qü, regelmäßig verbunden) lies
2 3 23, letzteres Kilikien (vgl. 1. Reg 1028f.).
5 Über die irrtümliche Gleichsetzung des hebr. ’Askenaz mit den Sky-
then vgl. S. 22 Anm. 9.