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Hölscher, Gustav; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1944/48, 3. Abhandlung): Drei Erdkarten: ein Beitrag zur Erdkenntnis des hebräischen Altertums — Heidelberg, 1949

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https://doi.org/10.11588/diglit.42185#0020
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Gustav Hölscher

Gosen1 und die Städte ’Ön (Heliopolis)2 und So'an (Tanis)3.
Eine gewisse Ausdehnung des geographischen Blickfeldes er-
folgt seit der Mitte des 8. Jahrhunderts, als die Assyrer Syrien und
Palästina eroberten4 und bald darauf, in der ersten Hälfte des 7.
Jahrhunderts, auch der Ivüsitenherrschaft im Nildelta ein Ende
machten und bis an die Grenze von Küs, d. i. Nubien, vordrangen5.
Die Namen ’Assür und Küs klingen immer wieder durch die Prophe-
tenliteratur dieser Zeit6. Über Assyrien reicht der Blick nach Osten
nicht hinaus7. ’Assür ist für Jesaia „ein Volk vom Ende der Erde“
(Jes 526). Nach Assyrien wurden 721 die Bewohner Samarias weg-
geführt; sie wurden „in Chälach8 und am Chäböi9, dem Strom von
Güzän, sowie in den Städten (LXX Bergen) von Medien“ angesiedelt
(2. Reg 176 18n). Diese erste Erwähnung Mediens in der israeliti-
schen Literatur meint schwerlich das eigentliche Mederland, sondern
wahrscheinlich das Bergland südöstlich von Ninive im Quellgebiet
des Dijäla (in der Gegend des heutigen Sulaimänije), dem Lande
Parsua, welches durch Tiglatpileser III. im Jahre 744 unterworfen
und wo zahlreiche aus anderen Gebieten verpflanzte Untertanen
angesiedelt worden waren; von dort aus weiterziehend hatte er, wie
er sich rühmt, 737 die Abgabe aller medischen Häuptlinge bis zum
Berge Bikni (dem Elburs) in Empfang genommen10.
Wie diese assyrischen Gebiete im Osten, so bildet im Süden
Küs die Grenze der israelitischen Erdkenntnis. Land und Bewohner
von Küs werden Jes 18^2 in einem Spruch an kuscliitische Gesandte
beschrieben:
1 Gen 4510 4 6 28, 34 474. 4. 6i 27 508 Ex 818 926.
2 Gen 4145.
3 Num 1322.
4 Ältere Zusätze in Am 62 und Jes 106 nennen mehrere von den Assyrern
eroberte Städte Nordsyriens. Weitere Namen aus Nordsyrien und Mesopota-
mien begegnen fortan oft in der Literatur: Gen 2410 2743 2810 294 Num 225 Dt 235
1. Reg 54 2. Reg 1724 1834 1912f. Jer 462 4923 Hes 2713 21 Sach 94. 2.
5 Nö-’Amön (Theben), welches Assurbanipal 663, vielleicht unter Betei-
ligung auch jüdischer Hilfstruppen eroberte, wird Nah 38 erwähnt.
6 Am 9, Jes 18x_2 203ff. Sei 212.
7 tm Heere der Assyrer erscheinen Jes 226 Έΐΰηι und Qlr (letzteres auch
Am 97); aber Jes 226_11 ist vielleicht ein jüngerer Zusatz.
8 Chälach liegt nach Forrer (Provinzeinteilung des assyrischen Reiches,
1920, S. 112) nordöstlich von Ninive.
IJ Der in den Euphrat bei Circesium einmündende Chäbür (heute chabür)
durchfließt die Landschaft von Gözän (Ptolem. II 18, 4), heute teil chaläf.
10 Vgl. Ed. Meyer, Gesell, d. Altert. III2, S. 8f.
 
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