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Hölscher, Gustav; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1944/48, 3. Abhandlung): Drei Erdkarten: ein Beitrag zur Erdkenntnis des hebräischen Altertums — Heidelberg, 1949

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https://doi.org/10.11588/diglit.42185#0041
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Die vier Paradiesströme

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Mandeb ist unbekannt. Dabei denkt man sich das Gebiet von Küs
— und wohl entsprechend auch das von Chäwilä — nicht (oder nicht
nur) direkt im Süden, sondern weit nach Osten hin ausgedehnt. Küs
(Äthiopien) erstreckt sich somit über den ganzen Süden des Erdkrei-
ses vom Westen bis zum Osten. Das entspricht bekanntlich auch
altgriechischen Vorstellungen. Bei Homer (Od. I 23f.) heißt es:
Αιθίοπας τοί διχθά δεδαίαται, έσχατοι άνδρών,
οΐ μέν δυσομένου ^ΐπερίονος οι δ’ άνιόντος.
Alte ionische Vorstellung scheint Ephorus (bei Strabo I 34) festzu-
halten, wenn er ganz in der Weise des Hippokrates die äußersten
Küsten der Erde an vier Hauptvölker verteilt: die größeren Seg-
mente im Norden und Süden an die Skythen und diesen gegenüber
an die Äthiopen, die kleineren Bögen im Osten und Westen an Inder
und Kelten1. Äschylus läßt im ,,Gefesselten Prometheus“2 die un-
glückliche Io vom Nordrand der Erde aus in weitern Bogen um die
Ostseite der Erde bis nach Ägypten wandern; im fernen Osten aber
kommt sie zu „dem schwarzen Stamm, der an den Quellen der Son-
ne wohnt, dort wo der Fluß Aithiops ist“, und ihm folgend gelangt
sie in das Delta des Nils3. Auch später, als die Verbindung des Ara-
bischen Meerbusens mit dem Indischen Ozean längst bekannt ist,
verteidigt Strabo (I 33) noch unter Hinweis auf eine Stelle aus dem
„Entfesselten Prometheus“ des Äschylus4 die Ansicht, daß die
Äthiopen den ganzen Süden der Erde einnehmen5.
Dieselbe Vorstellung über die Wohnsitze von Küs findet sich
bei den Hebräern. In Gen 10 sind mit der Völkertafel aus P Bruch-
stücke einer älteren Völkertafel der Quelle E zusammengearbeitet6,
welche die Völker des Südens, Küs, Misraim und Kenaan, von Chäm,
1 H. Berger, a.a.O., 1903, S. 108f.
2 Aesch., Prom. vinct. 897ff.
3 Ygl. auch Aesch., Suppl. 284—286: Ίνδας τ’ άκούω νομάδας ίπποβαμοσιν
είναι καμήλοις άστραβιζούσας χθόνα πάρ’ Αίθίοψιν ο στυγειτονουμένας.
4 Aesch., fragm. Prometh. solut. bei Strabo I 33: φοινικόπεδόν τ’έρυθράς
ί:ρόν χεύμα θαλάσσης χαλκοκέραυνόν τε παρ’ Ώκεανω λίμνη αγνών τρόφον Αίθιόπων,
I.V ό παντόπτας "Ηλιος αίεί χρώτ’ αθάνατον κάματόν θ’ ϊππων θερμαΐς ΰδατος μαλα-
κού προχοαΐς άναπαύει.
5 Noch im Chron. Pasch. I S. 46 ed. Dind. heißt es: Αιθιοπία ή βλέπουσα
κατά Ινδούς καί έτέρα Αίθι πία δθεν εκπορεύεται ό -ών Ρ ίθι'>πων ποταμός ό καλού-
μενος Ν-ΐλος ό καί Γηών, und ebenso Syncell. I S. 89 ed. Dind.: Αιθιοπία ή βλέ-
πουσα κατά Ινδούς πρ ς εύρόνοτον, άλλη Αιθιοπία προς νότον, δθ^ν έκπορεύεται ό
Νείλος.
6 Nach herrschender Ansicht J2.
 
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