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Hölscher, Gustav; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1944/48, 3. Abhandlung): Drei Erdkarten: ein Beitrag zur Erdkenntnis des hebräischen Altertums — Heidelberg, 1949

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https://doi.org/10.11588/diglit.42185#0042
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Gustav Hölscher

dem „Heißen“1, ableitet. Die Namen der anderen Söhne Noahs,
Sem und Jafet, hat der Verfasser aus J (Gen 920_27) übernommen,
bei welchem Sem („Name, Ruhm“) Deckname für Israel ist, Jafet
(„Schönheit“) vielleicht mit Ηάπετος, dem Vater des Prometheus
identisch, nach Ed.Meyer2 das Seevolk der Kefti, die Philister und
ihre Verwandten bezeichnet, während der Kena'an (Kanaan) des J
durch Chäm ersetzt ist. Dieser bezeichnet nicht nur Ägypten, son-
dern begreift die gesamten Bewohner des Südens in sich. Die Erde
wird hier klimatisch, ähnlich wie bei den Ioniern, in drei Gebiete ge-
teilt, ein heißes im Süden, ein gemäßigtes in der Mitte und ein kaltes
im Norden. Eigenartig ist, daß Kena'an hier zu Chäm gerechnet, ihm
also das Land Israel abgesprochen wird. Das ist natürlich Tendenz,
rechtfertigt sich aber dadurch, daß der Verfasser die Kanaanäer als
die Punier in Nordafrika kennt. Von Haus aus ist Kanaan3 das ganze
Land von der ägyptischen Grenze bis einschließlich Phönike4. Söhne
Kena'ans sind nach Gen 1015 Sidön und Chet, d. h. Phöniker und
Chittiter (in Nordsyrien). Als Kanaaniter (Chanani) bezeichneten
sich aber auch die pliönikischen Kolonisten im punischen Gebiete,
wie noch Augustin für seine Zeit bezeugt5.
Ein Enkel Chams, ein Sohn des Küs, ist nun nach Gen 108.10_12
Nimrod. Er ist der erste Krieger, der als Begründer der ersten Herr-
1 K. Budde (Biblische Urgeschichte, 1883, S. 323—325) betrachtet nach
verschiedenen Vorgängern Chäm als Übertragung der ägyptischen Bezeichnung
für Ägypten keme-t (kopt. kerne, nur bohair. chemi), was „schwarz“ bedeutet,
sich aber nicht auf die Hautfarbe der Bewohner, sondern auf die schwarze Far-
be des ägyptischen Bodens bezieht (vgl. Herod. II 12; Plutarch, de Iside 33).
Nach Brugscii (Geogr. Inschr. I 83) ist das griechische Αίγυπτος vielleicht aus
Hi-ku-ptah (äg. ht-ks-pth), d. i. „Haus des Ka desPtah“ = Memphis entstan-
den. Die Ableitung des hebräischen Namens Chäm von kerne ist sprachlich
nicht haltbar (k würde im Hebräischen nicht durch h wiedergegeben sein). Je-
denfalls aber wird der hebräische Genealoge den Namen Chäm als den „Heißen“
verstanden haben.
2 Ed. Meyer, Die Israeliten und ihre Nachbarstämme, 1906, S. 220f.
3 In den Amarna-Briefen kinahhi (= kna') und kinahna (kna'an).
4 So auf einer phönikischen Münze von Laodicea ad Libanum (’umm
el-'awämld südl. von Tyrus), vgl. Ed. Meyer, ZAW 48, 1930, mit der Legende
als Landesname Xvä bei Steph. Byz. s. v. (aus Herodian
vgl. Bekker, Anecdota III, 1181) und Philo Bybl. (bei Euseb., praep. evang.
I 10, 29).
5 Augustin., exp. ep. ad Rom. 13. Auch die talmudische, byzantinische
und arabische Überlieferung kennt die Abstammung der nordafrikanischen
Berber von Kanaan, dem Sohne Chams; vgl. Movers, Die Phönizier, 1850, II 2,
422 ff.
 
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