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Hölscher, Gustav; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1944/48, 3. Abhandlung): Drei Erdkarten: ein Beitrag zur Erdkenntnis des hebräischen Altertums — Heidelberg, 1949

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https://doi.org/10.11588/diglit.42185#0053
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Dis Völkeitafel

53

Westlich also von Küs liegt Ägypten, westlich von ihm Püt
(Libyen)1, westlich von ihm bis zum Ozean ,,Kenaran“, das Gebiet
der Punier um Karthago2.
Eine genauere Bestimmung der Wohnsitze der Söhne Jafets ist
durch zweierlei erschwert, einerseits durch die starken Völkerver-
schiebungen, die sich im Laufe der Jahrhunderte in Kleinasien voll-
zogen haben, andererseits durch die Unklarheit der Vorstellungen,
die der Verfasser der Völkertafel offenbar von der Gestalt Klein-
asiens und der angrenzenden Meere hatte. Ob die Juden seiner Zeit
etwas vom Schwarzen Meere wußten, ist fraglich; von seiner Größe
und dem Verlauf seiner Küsten hatten sie schwerlich einen Begriff.
Die Aufzählung der Söhne Jafets beginnt mit Gomer, d. h. den
Kimmeriern, welche zuerst gegen Ende des 8. Jahrhunderts in
Urartu (Armenien) auftraten, sich im nördlichen Armenien im Be-
reich des Araxes und des Lychnitis-Sees (heute Göktscha-göl östlich
von Eriwan) ausbreiteten und dann im 7. Jahrhundert das westliche
Kleinasien überschwemmten und ausplünderten3. Hier in Urartu
(hebr. ’Arärät), dessen Name in unserer Völkertafel verschwunden
ist4, denkt sich auch Hes 384.6 den Wohnsitz Gomers; die hier ge-
nannten Hilfsvölker Gögs, Mesek und Tübäl (am Pontus), Gomer
und Tögarmä (im Osten Ivappadokiens) bilden ein geschlossenes Ge-
biet. Kappadokien (Katpatuka) wird noch in der Darius-Inschrift
von Behistün (Zeile 6) vom Lande Gimiri unterschieden5. Als Söhne
Gomers nennt die Völkertafel ’Askenaz (die ’ Ασκάνιοι, d. h. die Phry-
ger)6, Rifat (vielleicht die Bevölkerung am Gebirge Νιφάτης)7 und
Tögarmä (das Tilgariin der Assyrer)8. In diesen Namen spiegelt sich
die im 7. Jahrhundert erfolgte Eroberung Westkleinasiens durch
1 Vgl. S. 25.
2 Vgl. S. 42 Anm. 5.
3 Vgl. Ed. Meyer, Gesch. d. Altert. III , S. 39; auch oben S. 21 f.
4 Vgl. S. 21 f.
5 Im Armenischen hat sich der Name Gamir als Bezeichnung Ivappado-
kiens erhalten. Im Berichte des Kephalion (Euseb., Chron. Armen, ed. Auch. I
95) werden Gimmeri für die Kappadokier gesetzt, und alte Glossen bieten Γάμερ
έξ οΰ Καππάδοκες (Euseb., II, 12), vgl. Targ. zu Hes 27n. (Nach Dillmann,
Genesis6, 1892, S. 171).
6 Vgl. S. 22 Anm. 9.
7 Vgl. S. 45 Anm. 2.
8 Vgl. S. 22 Anm. 6. Nach einem griechischen Scholion zu Hes 386 im
Cod. Vatic. Syncellus I, S. 9 und Samuel. Armen. (Euseb., Chron. Armen. II,
12) sind die Tögarmä Armenier; nach Mose Chor, leiten sich die Armenier von
Ilaik, dem Sohne Thorgoms, ab (nach Dillmann, Genesis6, S. 173).
 
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