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Hölscher, Gustav; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1944/48, 3. Abhandlung): Drei Erdkarten: ein Beitrag zur Erdkenntnis des hebräischen Altertums — Heidelberg, 1949

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https://doi.org/10.11588/diglit.42185#0062
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62

Gustav Hölscher

Bei Herodot, bei dem sich der Name zuerst findet, ist er geogra-
phische Bezeichnung des Meeres „jenseits der Säulen“1, und Pli-
nius bringt den Namen mit dem Atlasgebirge zusammen2. Auch un-
ser Verfasser sucht hier das „Meer 'Atil“, an der Westgrenze Chams,
von wo es weiter nordwärts zum „Meer Mä’ük“ und in die Nähe von
Gädir geht. Das „Atlantische Meer“ ist also für ihn ein im Westen
außerhalb des Erdrandes liegendes äußeres Meer, welches von dem
die ganze Erde umgebenden Ozean unterschieden wird, während bei
Eratosthenes3 beide zusammenfallen zu einem die ganze Erdinsel
allseitig umgebenden, zusammenhängenden Atlantischen Ozean4.
Bei Gädir reicht das äußere Meer, der Ozean, in die Mitte des
Erdkreises hinein und bildet ein großes Binnenmeer, das Mittelmeer,
oder, wie die Alten es nennen, das „Innere Meer“ oder mare no-
strum5. Der Verfasser nennt es mit dem biblischen Namen „das
Große Meer“ (812i 14> 15> 23 91G)6. Als ein Teil des Mittelmeers wird, wie
bei Straro7, das Schwarze Meer, der Pontus Euxinus, betrachtet:
der Tanais (Don) ergießt seine Wasser in die Maeotis, deren Name
sich in dem bei Taganrog in das Asowsche Meer einmündenden Flus-
se Mius bis heute erhalten hat, und von der Maeotis aus in das
„Große Meer“ (812).
Die einzelnen Meerbusen des „Großen Meeres“ bezeichnet der
Verfasser als „Zungen“8. Die „Zunge, die an die Seite des Teils von
1 Herod. I, 202: ή έξω στηλέων θάλασσα ή Άτλαντίς καλευμένη.
2 Plinius V, 6: .... ad montem Africae vel fabulosissimum Atlantem.
E niediis hunc harenis in caelum attolli prodidere, asperum squalentem qua
vergat ad litora oceani cui cognomen irnposuit.
3 Bei Strabo I 5, XV, 689, XVI 767; ebenso Ps.-Aristot., de mundo 3;
Cicero, de republ. VI, 20, 21 u. a.
4 Vgl. II. Berger, a.a.O., S. 309.
5 Strabo II, 121, s. S. C2 Anm. 7.
λ gl. Num 346. η Jos 14 94 1512. 47 234 Hes 4/10. 45. 19. 2o ^828.
7 Strabo II, 121, nennt als die vier größten Meerbusen, die vom äußeren
Meer in die οικουμένη hineinreichen, das Kaspische (oder Hyrkanische) Meer, den
Persischen, den Arabischen Meerbusen und das Innere Meer: τον St τέταρτον,
οσπερ πολύ τούτους ύπερβέβληται κατά το μέγεθος, ή έντύς καί καθ’ ήμας λεγομένη
θάλαττα απεργάζεται,, την μέν άρχήν άπο τής έσπέρας λαμβάνονσα καί τοϋ κατά τάς
"Ηρακλείους στήλας πορθμού, μηκυνομένη δ’ εις το πρύς έω μέρος έν άλλω [καί άλλω]
πλάτει, μετά δέ ταΰτα σχιζομένη καί τελευτώσα εις δύο κόλπους πελαγ’ο ς, τον μέν έν
άριστερά, ονπερ Ευξεινον πόντον προσαγορεύομεν, τον δ’ έτερον τον συγκείμενον έ'κ τε
του Αιγυπτίου πελάγους καί τοϋ Παμφυλίου καί του Ίσσικου.
8 Der Ausdruck „Zunge“ als Bezeichnung eines Meerbusens oder kleine-
ren Meeres ist biblisch (Jos 152.5 1819 Jes 1116); auch die arabischen Geographen
(F. Wrigiit, JBL 30, 18 ff.) gebrauchen ihn so. Es ist zwar richtig, daß die
 
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