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Campenhausen, Hans; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1952, 4. Abhandlung): Der Ablauf der Osterereignisse und das leere Grab — Heidelberg, 1952

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https://doi.org/10.11588/diglit.42315#0033
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Der Ablauf der Osterereignisse und das leere Grab

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gerung der Grabtücher, sondern vor allem die Begegnung mit der
Person des Auferstandenen selbst, der an die Stelle des vermeintli-
chen Gärtners trat, mußte sie zuletzt überzeugen.
IIc
Lenken wir nach diesem Umblick noch einmal zum Grundbericht
des Markusevangeliums zurück! Wir haben gesehen, wie die apolo-
getische Auseinandersetzung mit den jüdischen Verdächtigungen
in fast allen andern Evangelien, d. h. im Matthäusevangelium, im
Hebräer- und Petrusevangelium und im Johannesevangelium, un-
übersehbare Spuren hinterlassen hat. Lukas ist der einzige Evan-
gelist, der sich in seiner Darstellung von solchen Rücksichten frei
oder so gut wie frei gehalten hat110 und nur den Schriftbeweis um
so nachdrücklicher zur Stützung des Glaubens heranholt, der auf
den Auferstehungsbegegnungen ruht. Sollte die allgemeine apolo-
getische Tendenz unter diesen Umständen nicht auch bei Markus
schon eine Rolle gespielt haben? Diese Frage erscheint auf alle
Fälle erlaubt.
An einer Stelle der Markuspassion ist schon bisher eine solche
Möglichkeit gelegentlich erwogen worden. Es erscheint einiger-
maßen auffallend, mit welchem Nachdruck hier die Tatsache des
Todes Jesu festgestellt und gleichsam amtlich bestätigt wird. Pi-
latus zeigt sich zunächst ungläubig und erstaunt, als er durch Jo-
seph von Arimathia erfährt, Jesus sei bereits gestorben. Er ruft
persönlich den Centurio heran, befragt ihn und läßt sich die Nach-
richt ausdrücklich bestätigen, ehe er den Leichnam, den „Kada-
ver“ (πτώμα), wie es mit einem starken Ausdruck heißt, dem Bitt-
steller freigibt* * 111. Man kann natürlich sagen, diese Nachricht sei
weiter nichts als eben „historisch“. Joseph könnte sie etwa den
Frauen weitergegeben haben, und der Evangelist habe sie bloß auf-
genommen und verzeichnet. Aber was hatte er daran für ein In-
teresse? Man könnte die Notiz in einem antidoketischen Sinne ver-
stehen; sie würde in diesem Falle ausschließen, daß Jesus ein blo-
ßes Geistwesen, ein „Gespenst“ gewesen sei112, das nicht wirklich
sterben konnte und somit auch nicht wirklich und leibhaftig auf-
απαγγελλει τοΐς μαθητκΐς; ό δέ ευαγγελιστής ούκ άπεστέρησε την γυναίκα εγκω-
μίου τηλικουτου, ουδέ αισχύνην ένόμισε το παρ’ αυτής αύτούς μαθεΐν πρότερον ταϋτα
διανυκτερευούσης' οΰτω πανταχοΰ το φιλαλήθες διαλάμπει των τρόπων.
110 Ich setze hierbei voraus, daß Lk. 24, 12 interpoliert ist.
111 Mk. 15, 43-45.
112 So das Hb. Ev. bei Ign. Smyrn. 3, 2 (Hieron. vir. ill. 16).
3 Sitzungsberichte d. Heidelb. Akad., phil.-hist. K!. 1952. 4. Abh.
 
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