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Pöschl, Viktor; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1956, 4. Abhandlung): Horaz und die Politik — Heidelberg, 1956

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https://doi.org/10.11588/diglit.42325#0008
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Viktor Pöschl

haec ipsa gaudent tempora
floreque verno germinant,
adventus omni gaudio
quando venit optatior,
oder in dem Hymnus auf eine Königin vom Ende des 9. Jahrhunderts17:
floribus arva nitent, quia te nos visere cernent
oder bei Walafried Strabo18:
Innovatur nostra laetos
terra flores proferens,
ver novum praesentat aestas,
cum datur te cernere.
Das horazische soles melius nitent erscheint fast wörtlich in dem Ge-
dicht, das Marquard von Ried zum Einzug Friedrich II. in Jerusalem am
17. März 1229 dichtete19:
adveniente Dei famulo . . . Friderico
Sol nitet . . .
Kantorowicz hat, ohne auf diesen Einzelzug einzugehen, den Zusam-
menhang des Gedichts mit den Susceptacula regum und den byzantini-
schen Epiphaniegedichten aufgezeigt und beide literarischen Gattungen
auf das Königsbild des Hellenismus zurückgeführt. In diesen Überliefe-
rungszusammenhang schaltet sich nun auch Horaz ein, auf den weder
Kantorowicz noch Bulst hingewiesen haben. Mit andern Worten: So wie
Friedrich II. auf dem von Guido von Kaschnitz-Weinberg entdeckten
Porträt des Deutschen Archäologischen Institus in Rom Züge des Augu-
stus trägt20, so ist auch etwas von der augusteischen zeremoniellen Poesie
in die ihm gewidmete Hofpoesie eingedrungen.
An dem durch Kantorowicz aufgewiesenen Zusammenhang mit der
hellenistischen Königsverehrung kann andererseits kein Zweifel sein. Das
aber bedeutet, daß auch dieser Zug nicht etwa erst durch Horaz und
Venantius in die Susceptacula eingedrungen ist, die ja so viele Elemente
aufweisen, die sich nicht bei Horaz finden, sondern daß auch die pan-
egyrischen Gedichte des Horaz ihrerseits in stärkerem Maße, als man bis-
her wußte, durch das hellenistische Königszeremoniell bestimmt sind21.
Auf den Zusammenhang der Augustusode c. 4, 5 mit der Ehreninschrift
von Halikarnaß hat man seit langem hingewiesen22, ebenso wie auf die
bekannte Ehreninschrift der kleinasiatischen Griechenstädte23, die in der
gleichen hellenistischen Tradition stehen. Doch wird auch der Typus des
Empfangsgedichtes, dem die Ode angehört, ebenfalls schon hellenistisch
gewesen sein. Dafür scheint mir zu sprechen, daß das Plesiodzitat:
 
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