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Pöschl, Viktor; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1956, 4. Abhandlung): Horaz und die Politik — Heidelberg, 1956

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https://doi.org/10.11588/diglit.42325#0018
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Viktor Pöschl

von selbst hineingeführt in einen Bezirk des Friedens, der ruhigen Freude
und Gelassenheit, den der Dichter erschließt und für sich selbst und den, der
sich ihm anvertraut, gleichsam immer neu gewinnt, wobei ein Grundmotiv
der virgilischen Hirtengedichte übernommen und in persönliche Weise
abgewandelt wird.
Diese innere Bewegung beherrscht eine ganze Reihe horazischer Ge-
dichte, die die Welt des römischen Imperiums, die erhabenen Namen
fremder Könige und Völker in Kontrast stellen zu der kleinen und doch
so von Licht und Glück erfüllten Welt des Dichters, so die reizende Ode
Musis amicus (c. 1, 26):
Musis amicus tristitiam et metus
tradam protervis in mare Creticum
portare ventis, quis sub Arcto
rex gelidae metuatur orae,
quid Tiridaten terreat unice
securus, o quae fontibus integris
gaudes, apricos necte flores,
necto meo Lamiae coronam,
Piplei dulcis . . .
Den Musen freund, geb ich Traurigkeit und Furcht den kecken Winden
hin, daß sie sie ins Kretermeer tragen, ganz sorglos, wer im Norden
als König der Eisesküste Schrecken verbreite, was den Tiridates ängstige,
o du, die du didi reiner Quellen freust, flicht sonnengeöffnete Blumen,
flicht meinem Lamia den Kranz, süße Pipleis . . .
oder das Lied 2, 11, das beginnt: Quid bellicosus Cantaber et Scythes, um
sich der anakreontischen Aufforderung zuzuwenden:
cur non sub alta vel platano vel hac
pinu iacentes sic temere et rosa
canos odorati capillos,
dum licet, Assyriaque nardo
potamus uncti?
warum trinken wir nicht unter der Pinie gelagert, mit Rosenduft das
graue Haar tränkend, solangs uns noch vergönnt ist, mit syrischer Narde
gesalbt?
oder die 13. Epode Horrida tempestas, die mit einem Sturm beginnt,
den J. Stroux wohl mit Recht auf Krieg und Kriegsgefahr deutet55 und mit
der Rede des Kentauren Chiron endet, der seinem Zögling Achill den
frühen Tod vor Troja weissagt und ihn doch auffordert, das Leid zu
erleichtern:
 
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