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Campenhausen, Hans; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1957, 3. Abhandlung): Bearbeitungen und Interpolationen des Polykarpmartyriums — Heidelberg, 1957

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https://doi.org/10.11588/diglit.42455#0010
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Hans Fbhb. von Campenhausen

geschichte Eusebs von Caesarea in Betracht, der das Martyrium
im fünfzehnten Kapitel des vierten Buches zum Teil paraphrasie-
rend, zum nicht geringen Teil aber wörtlich exzerpierend wieder-
gibt13. Die Arbeit des Pseudo-Pionios wird heute in den Anfang
des fünften Jahrhunderts gesetzt — sie ist also etwa hundert Jahre
jünger als der von Euseb gebotene Text. Die Abweichungen zwi-
schen den beiden Überlieferungszweigen haben daher schon immer
Beachtung gefunden. Unglücklicherweise beschränkte man sich
aber dabei in den meisten Eällen auf einen Vergleich der von
Eusebios wörtlich überlieferten Partien und fühlte sich durch die
weitgehende Übereinstimmung, die hier zutage trat, in seinem
Vertrauen auf die Güte der Überlieferung nur bestärkt. Das Bild
ändert sich indessen sofort, wenn man sich dazu entschließt, die
eusebianischen Paraphrasen ebenso sorgsam heranzuziehen und
mit dem Pioniostext zu vergleichen. Das ist sehr wohl möglich;
denn Eusebios geht in seinen Referat am Text der Vorlage durch-
weg mit einer erstaunlichen Präzision Satz für Satz entlang und
ist offensichtlich bestrebt, Kürzungen von Belang durchaus zu ver-
meiden13 a. Das gilt nicht nur von den sachlichen Angaben, sondern
auch von den theologischen Reflexionen, die im Brief der Smyrnäer
damit verbunden sind. Das erste Ergebnis, das bei einem metho-
disch durchgeführten Vergleieh sofort in die Augen springt, ist nun
dieses: die bekannte Parallelisierung des Polykarpmartyriums mit
der Christuspassion und die betonten, „lehrhaften“ Folgerungen
im Sinne eines „dem Evangelium gemäßen“ Martyriums sind bei
Eusebios schlechterdings nicht zu finden14. Der bekannteste und
berühmteste Zug des Martyriums, auf den immer wieder hinge-

13 Ich zitiere im folgenden den Text des Martyriums (M) nach der Ausgabe
der Apostolischen Väter von Funk-Bihxmeyeb (1924) 120ff., Eusebs Kirchen-
geschichte (HE) nach der großen Ausgabe von Schwartz 1 (1903) 336ff. Im
übrigen verweise ich ein für allemal auf den Abdruck der für uns wichtigsten
Kapitel im Anhang, u. S. 40 ff.
13 a Über die Zuverlässigkeit von Eusebs Zitierweise vgl. K. Mbas in
der Einleitung zur Praeparatio evangelica, Eusebius Werke VIII 1 (1954)
S. LVff.
14 Da es sich hierbei vor allem um das Problem der Selbstanzeige und
der Flucht handelt, versteht man ohne weiteres, warum in den späteren,(von
Eusebios wörtlich überlieferten Partien hiervon nicht mehr die Rede ist und
daher auch keine entsprechenden Textverschiedenheiten beobachtet werden
konnten.
 
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