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Campenhausen, Hans; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1957, 3. Abhandlung): Bearbeitungen und Interpolationen des Polykarpmartyriums — Heidelberg, 1957

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https://doi.org/10.11588/diglit.42455#0012
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Hans Fuhr, von Campen hausen

έξης μεϋ" έτερα oder VI 40,4 beim Exzerpt eines Dionysios-Briefes:
εΐτά τινα μεταξύ είπών. Es handelt sich also um einen unmittelbaren
Anschluß, bei dem nichts Wesentliches ausgefallen sein kann. Ledig-
lich der Eingang des Satzes M 2,2 muß in der Euseb vorliegenden
Gestalt etwas anders gefaßt gewesen sein16.
Das bei Euseb übergangene Stück des heutigen Pioniostextes
enthält nun gerade die programmatische Erklärung, das folgende
Martyrium sei uns vom Herrn als Muster eines „evangelischen
Martyriums“ eigens gezeigt worden. Der Punkt, auf den es dabei
in erster Linie ankommt, ist dieser, daß Polykarp seine Verhaftung
ruhig ab wartete, nicht etwa sich selber als Christ meldete, „wie
der Herr“ und so nach Phil. 2,4 nicht nur sein eigenes Seelenheil
im Auge hatte, sondern auch das der andern. Allerdings seien alle
Martyrien zu rühmen, soweit sie nach Gottes Willen erfolgt sind,
dem „wir die Allmacht beizulegen haben17. Wer wollte ihren Adel,
ihre Standhaftigkeit und ihre Liebe zum Herrn nicht bewundern!“
Mit diesem Satze ist dann der Anschluß an den auch Euseb be-
kannten Text wieder erreicht.
2. Aber schon am Schluß von M 2,2 ist die Übereinstimmung
abermals verloren. Euseb geht von den Geißelungen, denselben
Satz fortführend, sogleich zur Aufzählung weiterer Foltern über,
die dann alle damit ihr Ende finden, daß man die Märtyrer den
wilden Tieren zum Fräße läßt. Das Martyrium dagegen schiebt
zunächst einen Abschnitt über die wunderbare Selbstbeherrschung
und Schmerzunempfindlichkeit der von Christus gestärkten Mär-
tyrer ein18. Dieser ließ sie statt des irdischen Feuers, das ihnen
„kalt“ erschien, mit den Augen des Herzens vielmehr das ewige
Feuer schauen und die künftige Herrlichkeit, die nach den Worten
des Paulus19 kein Ohr gehört und kein Auge gesehen hat. So
schienen sie schon „nicht mehr Menschen, sondern bereits Engel“
16 Das αυτών im Beginn von M 2,2 war wohl auf eine Übergangsfloskel
im Sinne des von Euseb Gesagten bezogen oder ist möglicherweise auch ohne
weiteres durch μαρτύρων zu ersetzen, vielleicht mit einem attributiven Zu-
satz, wonach es sich um die zuerst, vor Polykarp ergriffenen Märtyrer handelte.
17 Der Sinn dieser Wendung ist zweifelhaft; ich folge der Übersetzung
Walter Bachers in seinem „Griechisch-deutschen Wörterbuch zum N.T.“ usw.
(5. Aufl. 1957) 123.
18 Zur Entwicklung dieser typischen Vorstellung vgl. H. v. Campen-
Hausen, a.a. O. S. 89ff. Die Wendung μήτε γρνξαι. μήτε ατενάξαι erscheint fast
genau so im Lyonerbrief, HE V 1,51. 19 l.Kor. 2,9.
 
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