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Campenhausen, Hans; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1957, 3. Abhandlung): Bearbeitungen und Interpolationen des Polykarpmartyriums — Heidelberg, 1957

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https://doi.org/10.11588/diglit.42455#0018
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Hans Frhr, von Campenhaxjsen

ganze damit intendierte Christusparallele jetzt um ihren Sinn
gebracht worden31. Man wird ihn also — nicht anders wie den
„großen Sabbat“ — als ehren nachträglichen, erbaulich-tendenziösen
Einschub zu beurteilen haben32. Mit unserer früher ermittelten
Redaktion hat dieser Einschub aber nicht das geringste zu tun;
denn Eusebios hat ilm ja bereits gekannt. Das hat nichts weiter
Überraschendes; denn ähnliche, mehr oder weniger künstliche
Parallelisierungen finden sich in den älteren Martyrien gelegentlich
auch sonst33. Nur gerade dem Polykarpmartyrium scheint dieser
Zug in seiner ursprünglichen Gestalt noch gänzlich fremd gewesen
zu sein.

II.
Wir haben jetzt schon begonnen, uns den voreusebianischen
Interpolationen zuzuwenden. Ehe wir in dieser Richtung weiter-
gehen, sei noch kurz daran erinnert, daß Eusebios auch dort, wo
Pseudo-Piomos im wesentlichen mit ihm übereinstimmt und keine
absichtlichen Erweiterungen zeigt, gleichwohl nicht einfach den-
selben Text besitzt, sondern auf Schritt und Tritt kleine Ab-
weichungen aufweist, unter denen sich nicht nur knappere Formen,
sondern gelegentlich auch Überschüsse finden, über den Pionios-
text hinaus. Wieder handelt es sich um Beobachtungen, für die
man sich nicht auf die wörtlichen Zitate zu beschränken braucht;
sie lassen sich bis zu einem gewissen Grade auch an den referierenden
Stücken durchführen. Denn mag man Eusebios in der Wiedergabe
seiner Vorlage auch — zu Unrecht! — beliebige Kürzungen Zu-
trauen, undenkbar ist, daß er von sich aus irgendwelche Hinzu-
fügungen gewagt hätte. Dafür bürgt seine in solchen Dingen un-
bezweifelbare Gewissenhaftigkeit34. Wenn er also beispielsweise
31 Daß die „drei Lesarten“: „Fußmarsch, Wagenfahrt, Eselsritt“ des
Guten etwas zu viel sind, scheint auch Surkaxt, a.a. O. S. 130 Anm. 117
gefühlt zu haben; aber er zieht daraus nicht die Konsequenzen.
32 Etwas Ähnliches findet sich in der Handschrift m, wenn sie den Tod
Polykarps statt auf die achte in Übereinstimmung mit Matth. 27,46 viel-
mehr auf die neunte Stunde verlegt.
33 Vgl. H. v. Campenhausen, a. a. O. S. 84 Anm. 4 und o. S. 9 Anm. 15.
34 Zum Vergleich kommen besonders die Referate nach Josephus und
Philo in den ersten drei Büchern der Kirchengeschichte in Betracht, die in
dieser Hinsicht eindeutig sind; ferner der Text der Vit. Const. 2,20—21
mit dessen Vorlage 2,24—42.
 
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