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Campenhausen, Hans; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1957, 3. Abhandlung): Bearbeitungen und Interpolationen des Polykarpmartyriums — Heidelberg, 1957

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https://doi.org/10.11588/diglit.42455#0025
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Bearbeitungen und Interpolationen des Polykarpmartyriums 23

katholischen Kirche in Smyrna geworden“ sei, kann im ursprüng-
lichen Brief nach Philomelium in dieser Form schwerlich gestanden
haben53. Auch erscheint die Interpolation an dieser den Fortgang
des Berichtes störenden Stelle so unmotiviert, daß man unwillkür-
lich nach der Tendenz eines so gewaltsamen Eingriffs fragen möchte.
Vielleicht hat Reitzenstehst 54 recht, wenn er einen polemisch-anti-
montanistischen Klang heraushört. Dahin weist nicht nur die
Hervorhebung der wunderbaren Geschehnisse ,,zu diesen unsern
Zeiten“55, sondern auch die starke Betonung der prophetischen
Gabe Polykarps, die es also auch bei einem katholischen Bischof
geben kann und gegeben hat56. Das wäre dann die gleiche Tendenz,
die wir schon zweimal, im Quintuskapitel und in der Euangelion-
Bearbeitung, wirksam gesehen haben. Eine nähere Datierung dieses
jedenfalls vor 300 entstandenen Einschubs ist indessen kaum
möglich57.
4. Gegen den Fortgang der Erzählung bei M 17,1 ist kaum etwas
einzuwenden. Der Gedanke an den erbitterten Widerstand des
geschlagenen Teufels ist, wie das Lyonermartyrium zeigt, zeit- und
stilgemäß; der Wille, die Märtyrerleiber zu vernichten, ist dort
(HE V 1,57—61) ebenfalls bezeugt. Der Schwulst des Satzes ist
zwar ungewöhnlich, aber durch den Gegenstand immerhin einiger-
maßen motiviert. So wird man ihn — jedenfalls bis zum letzten
53 Das Stück fehlt noch in den o. S. 12 Anm. 25 genannten Fragmenten.
Sollte die Lesart καθολικής (statt άγιας) εκκλησίας ursprünglich sein, was
freilich trotz der stärkeren Überlieferung unsicher bleibt, würde sich auch
ein abweichender Sprachgebrauch ergeben; denn M int. und 8,1 wird das
Prädikat „katholisch“ noch nicht auf die Einzelgemeinde angewandt (ebenso
auch M 19,2).
54 A.a.O. S. 461.
55 Vgl. die tertullianische Akzentuierung des Eingangs und des Schlusses
der Pass. Perp. et Felic. 1; 21,5.
56 Dazu kommt dann die allgemein typische Betonung des επίσκοπος και
μάρτυς wie schon bei Polykrates von Ephesos, HE IV 26,2; später bei Petrus
von Alexandrien im Brief an das alexandrinische Volk bei Ed. Schwahtz,
NGWissGött 1905, S. 178 Anm. 2 und besonders bei Cyprian ep. 69,3; 81
(vgl. martyr lecto'r ep. 38,2; confessor sacerdos 61,1) und in seiner Nach-
folge: Vit. Cypr. 1; Ps.-Cypr., De aleat. 3. Für die spätere Liturgie vgl.
A. Kiesgen, Der Typus des Konfessor-Pontifex nach den Communenmessen,
Liturg. Zeitschr. 4 (1931/32) 363ff.
57 Er hat nicht nur Eusebios, sondern wohl auch schon dem Verfasser
des Pioniosmartyriums 1 (mit ScHWARTzens Konjektur: . . . άποστολικός
άνήρ, (καίπερ εις) των καίϊ ημάς γενόμενος) Vorgelegen.
 
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