Bearbeitungen und Interpolationen des Polykarpmartyriums 25
des Centurio, der die endgültige Verbrennung nun doch noch statt-
finden ließ.
Das Fragment in M 17,2 ist nun, wie gesagt, von zwei großen,
unter sich zusammenhängenden Einschüben eingefaßt, deren Un-
echtheit, wie mir scheint, schlagend zu erweisen ist. Wir stellen zu-
nächst die Verdachtsgründe gegen das unmittelbar voraufgehende
Stück zusammen: 1. Schon der Anschluß nach rückwärts scheint
nicht ganz glatt zu sein; er ist jedenfalls in nicht weniger als sechs
leicht differierenden Fassungen überliefert. 2. ist es ungeschickt,
daß der Heide Niketes, der schon M 8,2 als Vater des Herodes ein-
geführt war, diese Vorstellung jetzt noch einmal über sich ergehen
lassen muß, noch verdächtiger aber, daß er nunmehr 3. auch noch
als Bruder der Alke bezeichnet wird. Was sollte diese Notiz den
Lesern in Philomelium? In Wirklichkeit dürfte sie — trotz der
gelehrten historisch-chronologischen Erwägungen, die Zahn und
Funk in ihren Ausgaben beigebracht haben — einer nachträglichen
biographischen Neugier entsprungen sein, wie sie für hagiographische
Schriften auch sonst bezeichnend ist. Denn Alke muß eine her-
vorragende Christin der alten smyrnäischen Gemeinde gewesen sein.
Man fand ihren Namen in den Ignatiosbriefen61 und schuf nun
weitere, verwandtschaftliche Beziehungen zu den handelnden Per-
sonen des Polykarpmartyriums. 4. In unserem Context und hier
allein heißt der Prokonsul — denn dieser muß wohl gemeint sein —
αρχών und nicht wie sonst άνϋνπατος62. 5. Der Übergang von der
Aktion, die Niketes einleitet, zur Unterstützung, die ihr angeblich
die Juden, „die auch (!) (den Leichnam Polykarps) bewachten“,
zuteil werden lassen, ist gänzlich unklar und mißglückt: καί ταντα
νποβαλλόντων καί επιοχυόντων τώνίονδαίων. Lightfoot63 und Walter
Bauer64 möchten zu dem vermeintlich ekliptischen καί ταντα als
Verbum ein „taten sie“ ergänzen. Der eusebianische Text hilft sich
durch Einfügung eines εΐπον, wobei das zugehörige Subjekt indessen
unklar bleibt, und eine weitere Lesart versucht es darum mit είπών.
Ein wirklich befriedigendes Ergebnis kommt nirgends zustande.
61 Smyrn. 13,2; Pol.8,3; vgl. übrigens schon o. S. 18.
62 So nur in der Handschrift m, was natürlich gegen Knopf als nachträg-
liche Angleichung zu beurteilen ist. Eusebios liest als einziger ήγεμόνι.
63 The Apostolic Fathers II, 3 (London 18892) 395.
64 Griechisch-deutsches Wörterbuch zu den Schriften des NT usw.
(19524) 1532.
des Centurio, der die endgültige Verbrennung nun doch noch statt-
finden ließ.
Das Fragment in M 17,2 ist nun, wie gesagt, von zwei großen,
unter sich zusammenhängenden Einschüben eingefaßt, deren Un-
echtheit, wie mir scheint, schlagend zu erweisen ist. Wir stellen zu-
nächst die Verdachtsgründe gegen das unmittelbar voraufgehende
Stück zusammen: 1. Schon der Anschluß nach rückwärts scheint
nicht ganz glatt zu sein; er ist jedenfalls in nicht weniger als sechs
leicht differierenden Fassungen überliefert. 2. ist es ungeschickt,
daß der Heide Niketes, der schon M 8,2 als Vater des Herodes ein-
geführt war, diese Vorstellung jetzt noch einmal über sich ergehen
lassen muß, noch verdächtiger aber, daß er nunmehr 3. auch noch
als Bruder der Alke bezeichnet wird. Was sollte diese Notiz den
Lesern in Philomelium? In Wirklichkeit dürfte sie — trotz der
gelehrten historisch-chronologischen Erwägungen, die Zahn und
Funk in ihren Ausgaben beigebracht haben — einer nachträglichen
biographischen Neugier entsprungen sein, wie sie für hagiographische
Schriften auch sonst bezeichnend ist. Denn Alke muß eine her-
vorragende Christin der alten smyrnäischen Gemeinde gewesen sein.
Man fand ihren Namen in den Ignatiosbriefen61 und schuf nun
weitere, verwandtschaftliche Beziehungen zu den handelnden Per-
sonen des Polykarpmartyriums. 4. In unserem Context und hier
allein heißt der Prokonsul — denn dieser muß wohl gemeint sein —
αρχών und nicht wie sonst άνϋνπατος62. 5. Der Übergang von der
Aktion, die Niketes einleitet, zur Unterstützung, die ihr angeblich
die Juden, „die auch (!) (den Leichnam Polykarps) bewachten“,
zuteil werden lassen, ist gänzlich unklar und mißglückt: καί ταντα
νποβαλλόντων καί επιοχυόντων τώνίονδαίων. Lightfoot63 und Walter
Bauer64 möchten zu dem vermeintlich ekliptischen καί ταντα als
Verbum ein „taten sie“ ergänzen. Der eusebianische Text hilft sich
durch Einfügung eines εΐπον, wobei das zugehörige Subjekt indessen
unklar bleibt, und eine weitere Lesart versucht es darum mit είπών.
Ein wirklich befriedigendes Ergebnis kommt nirgends zustande.
61 Smyrn. 13,2; Pol.8,3; vgl. übrigens schon o. S. 18.
62 So nur in der Handschrift m, was natürlich gegen Knopf als nachträg-
liche Angleichung zu beurteilen ist. Eusebios liest als einziger ήγεμόνι.
63 The Apostolic Fathers II, 3 (London 18892) 395.
64 Griechisch-deutsches Wörterbuch zu den Schriften des NT usw.
(19524) 1532.