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Campenhausen, Hans; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1958, 2. Abhandlung): Der Ablauf der Osterereignisse und das leere Grab — Heidelberg, 1958

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https://doi.org/10.11588/diglit.42457#0045
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Der Ablauf der Oster er eignisse und das leere Grab

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Strebungen, beide Nachrichten so nah wie möglich zusammenzuziehen, d. h.
die ersten Erscheinungen am offenen Grabe selbst auftreten zu lassen und
sie dann schließlich ganz nach Jerusalem zu verlegen. Aber so oft auch
diese Überlieferung, besonders vom konservativen Standpunkt aus, als
historisch wiederholt und verteidigt worden ist — eine derartige Lösung
ist gleichwohl unmöglich; denn sie widerspricht dem eindeutigen Zeugnis
der ältesten Quellen. Aber auch der entgegengesetzte, in der liberalen For-
schung vorherrschende Versuch, alles allein auf die galiläischen Erschei-
nungen zu begründen und die Überlieferung vom leeren Grabe ganz zu
streichen, scheint mir nach Lage der Quellen nicht durchführbar zu sein.
Markus ist gewiß kein Paulus gleichwertiger Zeuge, aber auch sein Zeug-
nis ist alt, widerspricht den paulinischen Angaben in keiner Hinsicht und
läßt sich nicht fortwischen. Beide Daten, die galiläischen Erscheinungen
wie das leere Grab, sind also festzuhalten und bilden die festen Ausgangs-
punkte, nach denen wir uns richten müssen, wenn eine zusammenhängende
Rekonstruktion der Ostergeschichte entworfen werden soll.
Ich bin mir selbstverständlich darüber im klaren, daß ein solcher Ver-
such immer hypothetischen Charakter behält; aber er erscheint mir nicht
aussichtslos. Einiges ergibt sich fast von selbst, wenn man die gewonnenen
Daten nebeneinanderstellt; und anderes läßt sich in vorsichtiger Kombi-
nation wohl noch erschließen, zumal dann, wenn man es nicht von vorn-
herein verschmäht, die weiteren Angaben, die Lukas beisteuert, ergänzend
heranzuziehen. Lukas ist der einzige Evangelist, der wenigstens das Be-
streben zeigt, ältere Nachrichten zu sammeln und „historisch“ zu einem
Gesamtbilde der ersten Zeit zu verarbeiten171. Auf jeden Fall erscheint
81) und die darin gebotene Bibliographie. Aber solange das Tuch für die
wissenschaftliche Untersuchung nicht freigegeben ist, ist ein sicheres Urteil in
dieser Frage kaum möglich.
171 Eben weil Lukas diese Probleme als Theologe und zugleich auch als Histo-
riker bearbeitet, hat er sich nicht mit halben Lösungen begnügt. Gegen die
ganze galiläische Überlieferung ist er radikal vorgegangen, weil sie seiner
Grundauffassung von der Stellung Jerusalems widersprach. Andererseits
zeigen doch gerade die Ostergeschichten sehr eindrucksvoll, wie er von dem
Material, das er hat, so wenig preisgeben möchte wie möglich. So hat er als
einziger Evangelist die grundlegende erste Auferstehungsbegegnung mit Pe-
trus trotz der Schwierigkeiten, die sie ihm machte, immerhin genannt (o. S.
15f.), und in den Worten des Engels, die bei Markus nach Galiläa weisen, hat
er in einer trotz ihrer Wunderlichkeit fast modern anmutenden „Literarkri-
tik“ wenigstens die Erwähnung Galiläas noch festgehalten: Lk. 24, 6; vgl.
Act. 13, 31 (?); dazu M. Karnetzki, Textgeschichte als Überlieferungsge-
schichte, Zeitschr. f. neutest. Wissensch. 47 (1956) 174. Mir scheint die Cha-
rakteristik, die Ed. Meyer I, 33f. von der Arbeitsweise des Lukas gibt, kei-
neswegs so abwegig, wie manche theologischen Kritiker meinen; vgl. im übri-
gen M. Dibelius, Der erste christliche Historiker (1948), in: Aufsätze zur Apo-
stelgeschichte (1951) 108£f.; auch R. Morgenthaler, Die lukanische Geschichts-
schreibung als Zeugnis 2 (1948) 26ff.
 
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