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Nikolaus [Hrsg.]; Hürten, Heinz [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1960, 2. Abhandlung): Brixener Dokumente , 5: Akten zur Reform des Bistums Brixen — Heidelberg, 1960

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https://doi.org/10.11588/diglit.42462#0044
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ERLÄUTERUNGEN

Die Tätigkeit des Nikolaus von Kues als Bischof der Diözese Brixen ist
verhältnismäßig wenig beachtet worden, obwohl sie mehr als sechs seiner
reifen Mannesjahre ausgefüllt hat. Sein Streit mit dem Herzog Sigismund
von Österreich, der eng verknüpft ist mit dem Kampf um die Reform des
Klosters Sonnenburg, hat durch Albert Jäger eine eingehende Darstellung
gefunden, die auch die Reform anderer Klöster des Bistums Brixen durch
den Kardinal einbezieht und einzelne Züge aus der Diözesanregierung des
Kusaners mitteilt. Das große Werk von Vansteenberghe hat das von Jäger
gezeichnete Bild seiner bischöflichen Amtsführung in manchen Partien
korrigiert und erweitert. Eine eingehende Würdigung seines Wirkens als
Diözesanbischof steht jedoch noch aus.
Brixen war für Nikolaus kein „Vaucluse“.1 Als Widerpart des nach der
Landeshoheit über das kleine Fürstbistum greifenden Herzogs und Grafen
von Tirol hat er in Brixen einen paradigmatischen Kampf mit dem auf-
strebenden Territorium auf genommen.und schließlich verloren.2 In Brixen
kam aber eine Seite im Wesen des Kardinals zur Entfaltung, die in seiner
bisherigen Lebensarbeit kaum hervorgetreten war, er zeigte sich als Seel-
sorger. Mochte er auch in entscheidender Stunde nicht den Mut aufbringen,
dem Beispiel des Guten Hirten zu folgen, über das er auf der Synode von
1457 dem Klerus seiner Diözese gepredigt hatte,3 und sein Leben für seine
Amtspflicht einzusetzen, — daß er seiner Herde ein guter und getreuer Hirt
sein wollte, ist unbestreitbar. Mit seinen seelsorglichen Bemühungen ist der
Kardinal ebenso gescheitert wie mit seinem Kampf um die weltlichen Rechte
des Fürstbistums Brixen. Der religiöse Zustand seiner Diözese war „chao-
tisch“,4 als er Brixen verließ. Aber die desperate Situation war nichts ande-
res als die Folge des mit äußerster Konsequenz durchgefochtenen Kampfes
mit der aufstrebenden Fürstengewalt, den gerade der Bischof verlor, dessen
ganze Arbeit sechs Jahre hindurch der Reform seines Bistums gegolten
hatte.
Vier Diözesansynoden hat Nikolaus veranstaltet, von dreien sind uns
die Beschlüsse bekannt, von einer weiteren, die 1454 stattfand, kennen wir
1 Meuthen S. 20 f.
2 Ebd. S. 16 und Anselm Sparber, Vom Wirken des Nikolaus von Kues als
Fürstbischof von Brixen. in: Veröffentlichungen des Museum Ferdinandeum 27—29
(Innsbruck 1949) S. 346 f.
3 Koch, Predigten Nr. CCLXXVII (S. 186).

4 Meuthen S. 16 f.
 
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