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Pöschl, Viktor; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1961, 1. Abhandlung): Die große Maecenas-Ode des Horaz (c. 3,29) — Heidelberg, 1961

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https://doi.org/10.11588/diglit.44190#0028
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Viktor Pöschl

Auf Strophe 1 mit ihren immer inniger werdenden Gaben folgt die Gegen-
strophe, die in dem düsteren parricidae ausklingt. Das Strophenpaar 5 und
6 beginnt umgekehrt finster mit dem Vater der Andromeda21, und die Ge-
walt der Sternbilder und die Pein der Hitze steigern sich in der fünften
Strophe, während die damit verkoppelte Strophe 6 umgekehrt eine fort-
schreitende Beruhigung zeigt, die im stillsten Frieden endet. Beide Stro-
phenpaare sind im Gegensinne gleich gebaut und so auch miteinander fest
verbunden.
In starkem Gegensatz zu dem Hirtenidyll steht die folgende
Strophe 7
Die wiederum antithetisch verknüpften Strophen 6 und 7 bilden eine
neue Variation des Grundthemas der beiden Bereiche. Denn das Sommer-
idyll gehört der Welt des Dichters an22. Vor diesem Hintergrund des Frie-
dens und der Erquickung heben sich schneidend die Sorgen des Maecenas
ab, wobei der Kontrast durch die Wortstellung akzentuiert wird: pastor
umbras - tu civitatem. Die weitgreifende Sorge des Maecenas wird durch
die fernliegenden Völkerschaften veranschaulicht, wie dies auch sonst bei
Horaz geschieht. Im Vergleich mit den anderen Stellen23 scheinen die Ob-
jekte der Sorge hier weniger aktuell: es werden die Serer genannt, d. h.
die Bewohner Chinas, Bactrien als der äußerste Teil des Partherreichs,
der Don (Tanais) in den entfernten Gebieten Skythiens. Dies und die Art
der Benennung des Tanais discors (der an die uneinigen Meder von c. 3,
8 erinnert) läßt die Frage berechtigt erscheinen, ob hierdurch nicht ange-
deutet werden soll, daß Maecenas sich überflüssige Sorgen mache24. Doch
hatte wohl auch Heinze nicht unrecht, der in der Strophe den sorgenden
21 Die Beziehung der beiden Mythologeme ist also noch fester als wir vermuteten
und mit der Struktur der Strophengruppen aufs innigste verknüpft.
22 Obwohl dies nicht ausdrücklich gesagt wird, genau so wie Horaz in der Strophe
4, v. 13ff. allgemein blieb.
23 In c. 2, 11 werden als gefährliche (oder nicht mehr gefährliche) Völker die
Cantabrer und Skythen genannt, in c. 3, 8 (ebenfalls an Maecenas gerichtet und
mit unserer Ode verwandt) die Dacer, Meder, Cantabrer und Skythen. An-
dererseits erscheinen in der Augustusode 4, 15 die Serer neben den Donau-
völkern, den Geten, den Persern und den am Tanais Geborenen als Bezeich-
nung der Ausdehnung des Imperiums und der Wirkung der pax Augusta. In
c. 1, 12, 53ff. wird der Triumph des Augustus über Parther, Serer und Inder
in Aussicht gestellt. Gefahr, Größe und Glanz des Imperiums sind die Aspekte,
die mit der Nennung dieser Völker verknüpft sind.
24 Orelli-Baiter: Inest in his innocens neque amicum laesura ironia. Etenim et
ille et omnes optime noverant nihil periculi iam impendere Romano imperio
ab Orientis atque Septentrionis nationibus. Dacier: Horace veut dire ä Mecene
qu’il se tourmente un peu trop pour mettre Rome ä couvert des choses dont eile
n’etait pas menacee.
 
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