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Bornkamm, Heinrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1965, 1. Abhandlung): Luther als Schriftsteller: vorgelegt am 6. Juni 1964 — Heidelberg, 1965

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https://doi.org/10.11588/diglit.44206#0055
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34

Heinrich Bornkamm

Mystikerinnen, das uns in einem kostbaren Briefschatz erhalten ist82.
In Luthers Briefen blüht dagegen alles zugleich. Es gibt nichts, was
seine Feder nicht ausdrücken könnte83. Er spricht mit Fürsten so frei
wie mit Kindern und weiß auch bei Hochgestellten sehr genau zu
dosieren, was er ihnen - mit oder allmählich immer mehr ohne
Kurialstil - an Respekt, Dankbarkeit, freiem Rat, mutigem Wider-
spruch oder Hohn und Spott jeweils zu sagen hat. Von der Zartheit,
mit der er Angefochtene aufrichtet, Leidbetroffene tröstet, seine
Eltern auf das Sterben vorbereitet, den eigenen Schmerz über den
Tod von Kindern herausklagt, der Überlegenheit, mit der er den
Sorgen seiner Frau begegnet, vom Zorn über Feinde und manchmal
auch Freunde bis zu lustigen Schilderungen und derbem Sarkasmus
ist er nie um das treffende Wort verlegen. Für seinen Humor, eine
Frucht ebenso seiner Vitalität wie seines Glaubens, fließt hier eine

CM

unerschöpfliche Quelle. Naturbilder, persönliche Erinnerungen, Be-
schreibungen historischer Situati' =
geistliche Belehrungen, theologisc = o
unterbrochenem Wechsel, immer
nicht das der humanistischen elegai

und die er als vielbewundertes Vorl -

82
83

Überblick und reiche Auswahl bei Wa
1931. Steinhausen I, 13ff.
Für die noch fehlende umfassende stili


Briefen hat Theodor Lockemann eine -
bietet, als ihr bescheidener Titel verspri = &
fen an Friedrich den Weisen (Probefahl =—
Vgl. auch die Einleitungen von Reinh] E.
gaben (1909, 1956); zu einzelnem u. a. <; E co
Feld über einige Trostbriefe: „Das Ar -
1963, 122-131).
84 De ratione conscribendi epistolas (1523 — f-
mus. Deutsch von Werner Kaegi (41951j -
thers Briefen völlig entgegengesetzten -
Episteln: „Man schrieb in der Regel fij =—
die spätere Publikation, oder jedenfall: E_
den Brief anderen zu lesen geben weri -
ein Kleinod, um das man sich beneide -
Publikation seiner Briefe selbst in die E"
1516 eine Auswahl von Freundesbrief- —
lungen, so daß am Ende seines Lebens -
Es gab kaum einen so gesuchten Arti. -
Erasmus.“ =—

= CM
 
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