Metadaten

Hampe, Roland; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1967, 1. Abhandlung): Kult der Winde in Athen und Kreta — Heidelberg, 1967

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44211#0035
License: In Copyright
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Kult der Winde in Athen und Kreta

25

Bei der dreifachen Erwähnung der ,Priesterin der Winde‘ wird
man mehrere verschiedene Kultorte annehmen dürfen. Amnisos wird
in Verbindung mit dem Windkult nicht ausdrücklich genannt. Aber
man wird einen solchen Kult gerade in Amnisos erwarten dürfen,
wenn aber dort, dann vielleicht in der von Marinatos ausgegrabenen
Höhle ganz hinten in jenem unterirdischen Verließ mit den vier
Bothroi.
In diesem Zusammenhang sei auf ein kleines Denkmal hingewie-
sen, das bei Betrachtungen der minoischen Religion schon oft heran-
gezogen wurde: Die bekannte Gemme aus der Idäischen Höhle mit
der Darstellung einer Kulthandlung. Diese linsenförmige Gemme
aus Bergkristall von nur 2 cm Durchmesser wurde mehrfach ab-
gebildet67. Wir bringen hier Taf. V 2 links die Zeichnung bei Evans
(1901)68, rechts bei Kenna (1960)69 - beide nach dem Abdruck - und
bilden zudem eine Photographie des Abdruckes (Taf. VI) und des
Originals (Taf. VII)70 ab. Darin, daß hier eine „Cultushandlung“71
vorliegt, waren sich alle bisherigen Erklärer einig. Aber in der In-
terpretation der Einzelheiten gab es Abweichungen. Furtwängler
sah72 „eine Frau vor einem Altäre . . . mit einer großen kürbisartigen
Frucht, die sie wohl opfern will“. Evans erkannte73 in der ,kürbis-
artigen Fruchf eine Tritonmuschel und interpretierte die Szene als
„a good example of the worship of a trinity of sacred trees . . . a
female votary is seen blowing a conch shell or triton before an altar
of the usual Mycenaean type“. Nilsson deutet so: „a woman ap-
parently blowing a triton-shell trumpet before an altar with horn of
consecration and a sacred bough“ und (1955): „eine Frau, welche,
um eine Gottheit herbeizurufen, eine Muscheltrompete bläst vor
einem Altar mit heiligen Hörnern und Zweigen, welche in der Mitte
67 Die erste Abbildung bei L. Mariani, Mon. Ant. 6 (1895) 178 Abb. 12 „uno
schizzo da me fatto a memoria“ kann hier außer Betracht bleiben.
68 A. J. Evans, Mycenaean tree and pillar Cult, JHS. 21 (1901) 142 Abb. 25, Un-
terschrift: „Worship of Group of Trees“.
69 V. G. Kenna, Cretan Seals (1960) 65 Abb. 140 (Nr. Η M 24); nach Stil und
Technik in LM II B datiert.
70 Hier in etwa fünffacher Vergrößerung nach Photo G. Xylouris, mit freundlicher
Unterstützung und Erlaubnis von S. Alexiou.
71 W. Reichel, Vorhellenische Götterkulte (1897) 11 Abb. 4a (nach Mariani).
72 A. Furtwängler, Die Antiken Gemmen III (1900) 47 Abb. 47 (nach Abdruck ge-
zeichnet von Μ. Lübke).
73 Hier Anm. 68; vgl. auch Palace of Minos I (1921) 221f. Abb. 167. IV (1934)
344 Abb. 288.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften