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Flashar, Hellmut; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1969, 1. Abhandlung): Der Epitaphios des Perikles: seine Funktion im Geschichtswerk d. Thukydides — Heidelberg, 1969

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https://doi.org/10.11588/diglit.44304#0039
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Der Epitaphios des Perikies

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wollte er nur die Ideologie des Perikies zur Darstellung bringen, und
indem er dabei dem Perikies einen derart hinreißenden Hymnus auf
die Macht Athens in den Mund legt, legt er nicht nur eine Distanz zu
seinen eigenen Erfahrungen und Meinungen, sondern erzeugt eine
fast ironische Spannung zur Wirklichkeit. Auch darin zeigt sich Thu-
kydides als desillusionierender Entlarver menschlicher Denkweisen,
wenn auch hier nur in indirekter Form.
Im letzten Teil des Epitaphios (42-46) hält sich Thukydides mit
dem Preis der Gefallenen (42-43), dem Trost an die Eltern (44) und
Kinder (45) sowie in dem Schlußwort (46) wieder stärker an das
traditionelle Schema des Logos Epitaphios. Entsprechend ist auch
der Inhalt von den traditionellen Topoi geprägt. Doch je banaler die
Aussage wird, desto komplizierter ist die sprachliche Formulierung.
So zeigt gerade dieser Teil des Epitaphios, daß wir es im ganzen nicht
mit einer gesprochenen Rede, sondern sehr stark mit konstruierten
Gedanken zu tun haben. Dabei werden mehrfach die gleichen Motive
wieder aufgenommen, wie z. B. der Gegensatz: Armut - Reichtum,
der in Kap. 42 innerhalb des Epitaphios zum dritten Mal erscheint
und hier in den Grundgedanken eingebaut ist: die Gefallenen haben
ihr Leben für das Vaterland hingegeben, durch die Tat ihre Arete
bewiesen und nicht auf eine ungewisse Zukunft gebaut. Auf die
Spitze getrieben ist dabei die Kompliziertheit der Ausdrucksweise
gegenüber der Einfachheit des Gedankens in dem kontroversen
Schlußsatz, dem wohl schwierigsten Satz des thukydideischen Ge-
schichtswerkes59. Im Ganzen jedoch bleibt das Lob der Gefallenen
er, Perikies „could hardly have spoken as he does here after 413 B. C. had he
lived so long“, und führt aus, daß Thukydides nach 404 kaum derart stolze
Töne habe anschlagen können, wenn - so muß man hinzufügen - er mit seiner
eigenen Überzeugung hinter diesen Worten stünde. Aber das ist eben die Frage.
Darin hat Gomme recht gesehen: Eine Perikiesapologie oder ein irrationaler
Herzensüberschwang können diese Stelle nicht erklären.
59 Es würde zu weit führen, die zahlreichen sich widersprechenden Erklärungs-
versuche dieses Satzes hier anzuführen. Ich verstehe den Satz (mich in der Kon-
struktion an 0. Regenbogen, Thukydides, Politische Reden, Leipzig 1949, 121
anschließend) so: „In einem sehr kurzen Augenblick (d. h. im Augenblick des
Todes), zugleich auf dem Höhepunkt mehr des Ruhmes als der Angst (d. h.
Todesangst steht bei ihnen nicht im Vordergrund) sind sie von ihrem Geschick
befreit worden.“ Keineswegs wird die Angst ganz ausgeschieden, die kompara-
tivische Ausdrucksweise (pdXXov . . . fj) ist für das ganze Kapitel bezeichnend
(päXXov (bcpeXr]CTav i] eßXaipav, T0Ü5 pev ripcopstoüai, rcöv ös ecpiecrilai [nicht in
acpisoüai zu ändern], päÄXov fiypoapEvoi, fj ocb^EOÜai [der überlieferte Text
kann vielleicht in Analogie zu (jteol) noXXoü f]yeioüaL gehalten werden]).
 
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