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Hampe, Roland; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1969, 2. Abhandlung): Kretische Loewenschale des siebten Jahrhunderts v. Chr. — Heidelberg, 1969

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https://doi.org/10.11588/diglit.44305#0011
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Beschreibung der Heidelberger Löweiischale

Das Archäologische Institut der Universität Heidelberg besitzt in
seiner Sammlung ein eigenartiges Gebilde griechischer Töpferkunst,
das hier zum erstenmal veröffentlicht wird (Taf. 1. 2. 3. 6. 7,1. 17,2)*.
Es besteht aus einem runden, bauchigen, unten abgeflachten Behälter,
der so groß ist, daß eine große Hand die Wölbung gerade noch um-
spannen kann. An seiner vorderen Seite ist in Relief ein Löwenkopf
appliziert, der mit seinem Maul den Rand einer flachen Schale zu
halten scheint (Taf. 1. 6. 17,2). Der Rand der Schale ist 1,2 bis 1,3 cm
breit und kragt nach innen in die Schale über. Unter der Stelle, an
der die Löwenschnauze auf dem Rand der Schale aufliegt, ist die
Wandung des Beckens von einem Loch durchbohrt, das Behälter und
Schale verbindet (Taf. 6, 17,2). Auf beiden Seiten wachsen aus der
Wandung des Behälters Arme, welche die Schale seitlich halten.
Sie sind nicht hohl, sondern massiv geformt. Es sind keine Löwen-
pranken, wie man zunächst erwarten könnte. Dies wird deutlich beim
linken Arm, der fast ganz erhalten ist; eine menschliche Hand - nur
die Fingerspitzen fehlen - legt sich plastisch an das Becken, während
der Daumen - in Umrißlinie gemalt - auf den Rand der Schale greift
(Taf. 1.3).
Oben, in der Mitte der Wölbung, ist gerade noch der Ansatz einer
senkrecht ansteigenden Tülle erhalten, zu der ein Wulstring über-
leitet (Taf. 1. 2. 6. 7,1). Die Arme und der Boden des Behälters sind
aus freier Hand geformt. Der obere Teil der Wölbung zeigt da-
gegen - im Innern sichtbar - Drehspuren. Er und die Schale wurden
auf der Töpferscheibe hergestellt. Der Löwenkopf wurde in einer
Matrize (Hohlform) abgedrückt und dann appliziert, das heißt, in
feuchtem Zustand (mit Tonschlicker) auf die Wandung geklebt. Die
1 Inv. 59/1, aus dem Kunsthandel. Maße: größte Breite (vom Ellenbogen zu Ellen-
bogen) 15,7 cm; Dm des Behälters 13,1 cm; erh. Höhe 4,3 cm; Dm des Beckens
ca. 11 cm; Tiefe des Beckens ca. 3,5 cm; Breite des Löwenkopfes (Ohrspitze zu
Ohrspitze) 4,5 cm; Dm des Verbindungsloches 8 mm; das Loch sitzt etwa 2,2 cm
über dem Boden; Tülle, innerer Dm ca. 1,7 cm.
 
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