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Hampe, Roland; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1969, 2. Abhandlung): Kretische Loewenschale des siebten Jahrhunderts v. Chr. — Heidelberg, 1969

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https://doi.org/10.11588/diglit.44305#0012
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Roland Hampe

Übergänge zum abstrakten Gefäßkörper wurden hier wie bei den
Armansätzen mit Ton verstrichen; an den Armen sind noch Spuren
des Glättholzes sichtbar2.
Die Muster auf dem Behälter und auf der Schale wurden zum
Teil bei langsam rotierender Scheibe gemalt. Die nicht bemalten
Teile des Gefäßes sind nicht einfach tongrundig gelassen, sondern
mit einer feinen Lasur überzogen, deren Färbung von Ocker bis zu
Hellorange spielt. Nur an einzelnen Stellen, etwa an Unter- und
Innenseite der Arme oder auf der Unterseite der Schale kommt noch
der ursprüngliche, hellere Ton zum Vorschein. Der Ton ist im all-
gemeinen sorgfältig geschlämmt; nur gelegentlich sind winzige Kalk-
partikel eingeschlossen, welche die Oberfläche an einigen wenigen
Stellen sprengten.
Der Firnis der Bemalung3 ist ein mattes Schwarz, das, wo der
Schlicker dünner aufgetragen wurde, ins Braune spielt. Die flache
Unterseite des Behälters ist ganz schwarz; so auch der halsartige
Übergang von der Schale zum Behälter auf der Unterseite. Von den
haltenden Händen ab war die Schale jedoch unten gemustert; die
Reste eines Zungenmusters sind erhalten (Taf. 2), entsprechend dem,
das oben um die Wölbung des Behälters rosettenartig umläuft (Taf.
1. 3. 6. 7,i). Der Rand der Schale trägt einen ,Hakenmäander‘, der
von Firnislinien eingefaßt ist; beim Löwenkopf und bei dem auf
den Rand greifenden Daumen wird dieses Motiv durch trennende
Querlinien unterbrochen (Taf. 1. 3. 17,2). Um die unterste Zone des
Behälters läuft ein ,Treppenband4 um, jeweils bis zum Ansatz der
Arme; bei Erreichen des linken Armansatzes kam der Maler mit dem
Ornament offenbar ins Gedränge (Taf. 2). Auf der Vorderseite sind
in dieser Zone zwei unten rund endende Zungen tongrundig aus-
gespart (Taf. 2. 7,i); dies geschah wohl einfach aus Gründen des
Wechsels von Hell und Dunkel. Die mittlere Ornamentzone ist mit
nebeneinander gestellten Rauten geziert, die mit gepunkteten Rau-
tengittern gefüllt sind (Taf. 1. 2. 3. 6. 7,i). Der Löwenkopf in dieser
Zone ist durch je eine senkrechte Doppellinie vom Ornamentband
abgegrenzt. Die schwarzgefirnißte Kuppe der Wölbung ist von einem
rosettenartig angelegten, tongrundig ausgesparten ,Zungenblatt-
2 Der linke, ganz erhaltene Arm zeigt am Handgelenk einen auffallend harten
Absatz. Man fragt sich, ob der Töpfer etwa ursprünglich eine Löwenpranke
formen wollte, sich aber dann umbesonnen habe.
3 Ich spreche hier absichtlich nicht von ,Glanzton“, da die Malmasse nicht glänzt,
sondern matt ist wie die der typisch kretischen Keramik des 7. Jh. v. Chr.
 
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