Metadaten

Hampe, Roland; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1969, 2. Abhandlung): Kretische Loewenschale des siebten Jahrhunderts v. Chr. — Heidelberg, 1969

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44305#0017
Lizenz: In Copyright
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Kretische Löwenschale des siebten Jahrhunderts v. Chr. 15
,Handschalen1 wurde übernommen, daß die Schale nicht von Löwen-
pranken sondern von menschlichen Händen gehalten wird. Hierbei
mag auch der Typus der ägyptischen und außerägyptischen ,Schwim-
merin1 eingewirkt haben, also jenes Gerätes, das früher als Salb-
oder Schminklöffel aufgefaßt wurde, das jedoch nach neuerer Er-
kenntnis Gerät für Kultspenden war, vor allem für (dickflüssiges)
Myrrhenöl29.

Der Löwe von Arkades
Eine andere freie Weiterbildung solcher Vorbilder ist längst be-
kannt und schon des öfteren in diesem Zusammenhang genannt wor-
den. Es ist das Salbgefäß aus Kuppelgrab R in Arkades in Gestalt
eines liegenden Löwen, der eine flache Schale hält (Taf. 7,2. 8. 10,2)30.
Sein Maul ist zwar wie bei unserem Gefäß und bei den orientalischen
Vorbildern aufgerissen; aber der Löwe beißt nicht in den Schalen-
rand. Sein Kopf ist erhoben. Es sind wie bei den orientalischen
Löwenschalen Löwenpranken, die sich auf den Rand der Schale
legen, Pranken, die hier aus dem ganzen dahinter gelagerten Löwen
herauswachsen. Die Schale ist wie bei unserem Gefäß durch ein run-
des Loch mit dem Gefäß verbunden. Ihr Rand kragt dort wie hier in
das Innere der Schale über, so daß die Flüssigkeit darin nicht über-
laufen oder überschwappen konnte. Dieser Rand trägt hier wie dort
ein Mäanderband (Taf. 1. 3. 8). Die Schalenunterseite des Arkades-
Löwen ist von dem gleichen Zungenblattmuster bedeckt, das sich bei
der Heidelberger Löwenschale aus Resten erschließen ließ. Daß
darüber oben um das Becken der Heidelberger Schale noch eine
Mäanderborte umlief wie um das Becken des Arkades-Löwen, ist
wahrscheinlich, aber bei der fragmentarischen Erhaltung nicht sicher
auszumachen.
Die Löwenschale in Heidelberg ist ihrer Stilisierung nach ein
wenig älter als der Löwe aus Arkades, den man heute im dritten
Viertel des 7. Jahrhunderts ansetzen wird. Dennoch lassen sich -
29 I. Wallert, Der verzierte Löffel, Seine Formgeschichte und Verwendung im
Alten Ägypten, Ägypt. Abh. 16 (1967) 49 ff. 58 ff.
30 Arkades 239 f. Abb. 281 und Taf. 19; Hesperia 14 (1945) 28, Taf. 25; Gabel-
mann, Löwenbild, Nr. 18 Taf. 3,1 und 2, Text passim; zur Datierung: Gabel-
mann 32 ff.; S. Benton, BSA. 39 (1938/39) 52 ff.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften