Metadaten

Hampe, Roland; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1969, 2. Abhandlung): Kretische Loewenschale des siebten Jahrhunderts v. Chr. — Heidelberg, 1969

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44305#0018
Lizenz: In Copyright
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
16

Roland Hampe

außer der Form und der Verzierung der gehaltenen Schale - Ge-
meinsamkeiten in den Löwenköpfen aufzeigen. Gemeinsam sind
etwa die markanten Wülste und Furchen über den Brauen, die weit
aufgerissenen, intensiv blickenden Augen sowie die V-förmigen Ein-
kerbungen auf dem Nasenrücken. Aber die Köpfe weisen auch Unter-
schiede auf, und es ist zu fragen, wie weit diese auf die Einwirkung
verschiedener orientalischer Vorbilder zurückzuführen sind.
Das Motiv des gelagerten Löwen, der ein Gefäß hält, war in
Ägypten und Palästina vorgebildet. Freilich läßt sich von dort zum
Löwen von Arkades stilistisch keine Brücke schlagen. Auch tritt uns
in der griechischen Formung des Löwen von Arkades etwas grund-
sätzlich Neues entgegen, das C. Watzinger31 seinerzeit treffend so
ausgedrückt hat: „Aus dem trägen, unbewegten Tier der ägyptischen
und palästinischen Kunst ist hier ein von innerer Spannung und
starkem Leben erfülltes, unruhiges Raubtier mit geöffnetem Rachen
geworden, dessen Lebendigkeit für das einfache Motiv des Haltens
der Schale fast zu heftig ist. “
Der Löwenkopf des Heidelberger Gefäßes schließt sich stilistisch
eng an späthethitisch-syrische Vorbilder an (s. unten 22).
Größer als die Abweichungen jedoch sind die Übereinstimmun-
gen. Vergleicht man diese beiden Löwenköpfe mit gleichzeitigen
Löwenstilisierungen anderer griechischer Landschaften, deren jede
ihren eigenen Löwentypus ausgebildet hat, so schließen sie sich als
kretisch zusammen. Für den einen Löwen ist der Fundort Arkades
gesichert; für das Heidelberger Löwengefäß ist auf Grund der Orna-
mentik, der Form und der Verzierung der Schale, der Verwandt-
schaft des Motivs und der Löwenkopf-Stilisierung Herkunft aus
Arkades anzunehmen. Ja, man darf sich fragen, ob das Heidelberger
Gefäß etwa — in etwas früherer Zeit — in derselben Töpferwerkstatt
hergestellt wurde wie der Löwe von Arkades.
Zwei kretische Löwenköpfe in Privatbesitz
Sicher aus der Werkstatt des Löwen von Arkades aber stammen
zwei Löwenköpfe aus gebranntem Ton, die vor einigen Jahren im
Kunsthandel auftauchten und in Privatbesitz gelangt sind, der eine
31 C. Watzinger, Teil El Mutesselim II (1929) 32 ff.; zu ägyptischen Löwendarstel-
lungen vgl. U. Schweitzer, Löwe und Sphinx im Alten Ägypten (1948).
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften