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Hampe, Roland; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1969, 2. Abhandlung): Kretische Loewenschale des siebten Jahrhunderts v. Chr. — Heidelberg, 1969

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https://doi.org/10.11588/diglit.44305#0023
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Kretische Löwenschale des siebten Jahrhunderts v. Chr. 21
verstiftet. Aber eine genaue Imitation der Verstiftungsweise der
Löwenköpfe an den Bronzeschilden wäre bei den Nachahmungen
durchaus denkbar. In jedem Falle weist die Technik der Verstiftung
unserer Attaschen auf Metallvorbilder. Für diese in Metall übliche
Technik sei hier nur ein orientalisches Beispiel aufgeführt, der kost-
bare Goldbecher aus Kalardascht im Iran (Taf. 13,i)42 an dem drei
Löwenkopf-Attaschen mit Stiften befestigt sind43.
Zwischen der zweiten vorgeschlagenen Lösung (Attaschen an Kes-
seln) und der dritten (Mittelvorsprung von Votivschilden) ist schwer
eine Entscheidung zu treffen. Wäre es sicher, daß die beiden Löwen-
köpfe von wechselnd hellen und dunklen konzentrischen Reifen um-
geben waren, so wäre die Analogie zu den tönernen Votivschilden
(wie Taf. 10,i) gegeben und die Deutung auf den Mittelvorsprung
zweier solcher Schilde naheliegend. Aber die helle Zone am linken
Rand des Heidelberger Kopfes, die wie der Rest eines konzentrischen
Reifens wirkt, wird, wie wir sagten, an zwei Stellen durch braunen
Firnis unterbrochen. Setzte etwa hier nach links hin auf der Gefäß-
wand ein gemalter Löwenkörper an, wie die gemalten Greifenkörper
bei dem Greifenkessel aus Arkades (Taf. 15) oder wie die in Flach-
relief getriebenen Löwenkörper auf dem Goldbecher von Kalardascht
Taf. 13,i)? Der Erhaltungszustand reicht nicht aus, um zwischen
der einen oder der anderen Lösung eine Entscheidung zu treffen.
Frühe kretische Löwenbilder
Wir können die Entwicklung des frühen Löwenbildes auf Kreta
nun in drei aufeinanderfolgenden Phasen verfolgen. Da sind zu-
nächst die Löwenköpfe von tönernen Votivschilden, einer davon hier
auf Taf. 10,i, aus subgeometrischer Zeit (etwa erstes Viertel 7. Jh.).
Mögen hier auch fremde Vorbilder eingewirkt haben, so ist auf dieser
frühen Stufe die eigene Vorstellungskraft stärker als der fremde Ein-
fluß.
42 R. Girshman, Iran (München 1964) 96 Abb. 127; 7000 Jahre Kunst im Iran,
Ausstellungskatalog Villa Hügel (Essen 1962) Nr. 26. Höhe 12,5 cm, Dm 11,5
cm, Gewicht 238 g. Auf die Frage der von den Orientalisten sehr verschieden
angesetzten Datierung (12.-7. Jh. v. Chr.) soll hier nicht eingegangen werden;
vgl. E. Porada, Ancient Iran (1965) 93 f.
43 Daß diese Technik auch in Ägypten schon früh üblich war, zeigt etwa der gol-
dene Falkenkopf aus Hierapolis (6. Dynastie), K. Lange — M. Hirmer, Ägypten,
Farbtaf. 10.
 
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