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Pöschl, Viktor; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1973, 4. Abhandlung): Die neuen Menanderpapyri und die Originalität des Plautus: vorgetragen am 9. Dez. 1972 — Heidelberg, 1973

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https://doi.org/10.11588/diglit.44332#0010
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Viktor Pöschl

thode, die es jedem Interpreten ermöglicht, seiner Vorstellung von
Glätte und Logik des Textes sowie vom Umgang mit Motiven freien
Lauf zu lassen, und bei der es weitgehend der Willkür des Interpreten
überlassen bleibt, ob er eine Stelle dem Original oder Plautus oder gar
einer späteren Bühnenfassung zuschreiben will, wird in den beiden
Aufsätzen, die sich mit dem gleichen Text befassen, deutlich3. Man
erinnert sich dabei der Bemerkung, die der französische Plautusfor-
scher Lejay machte: «Da man sieht, daß Leos Logik nicht die Logik
Ribbecks ist und die Logik Ribbecks nicht die Ritschis, bestehen
Chancen, daß die Logik des Plautus weder die Ritschis noch Ribbecks
noch Leos war» (Lejay, Plaute, 1925, p. 216). Auch sonst hat die
französische und angelsächsische Plautusforschung die widerspruchs-
vollen Ergebnisse der deutschen Forschung mit Mißtrauen betrach-
tet4. Doch muß man ihr zugute halten, daß es eben außerordentlich
schwierig ist, zu absolut sicheren Kriterien für die Aussonderungen
des plautinischen Eigentums zu gelangen. Fraenkel hat sehr mit
Recht gesagt: «Besäßen wir nur eine einzige etwas umfangreichere
Partie eines Plautusstückes im Original, so ständen wir auf viel
festerem Boden.» Heute besitzen wir sie. Im Jahre 1968 hat Handley
in seiner Londoner Antrittsvorlesung5 42 Verse aus einem Oxyrrhyn-

3 W.H. Friedrich, Zur altlateinischen Dichtung, H 76/1941, 113-135, zur Most.:
Abschn. VII, 128-135.
H. Fuchs, Zu zwei Szenen der Mostellaria (I 3 und III 1) MH 6/1949, 105 ff.
Während Friedrich v. 248-292, die eigentliche Putzszene als plautinische Er-
weiterung gegenüber der Vorlage ansieht, nimmt Fuchs sie für die Vorlage in
Anspruch. Während Friedrich v. 168-186 wegen Motivdoppelungen als nach-
plautinische Kürzungsinterpolation aus der ersten Fassung aussondern möchte,
nimmt Fuchs mit der gleichen Begründung v. 208-226 als später eingeschobene
Interpolationen an.
4 Mit gesundem Urteil schreibt Duckworth in seinem Buch <The Nature of the
Roman Comedy>: «Man hat bei der Diskussion einer Art des Dramas, bei der
Unterhaltung und Amüsement die Hauptkriterien sein sollen, allzuviel Gewicht
auf Logik und Kunst gelegt. Wenn der Plan einheitlich und zusammenhängend ist,
wenn die Reden der Personen einigermaßen gut der Situation angepaßt sind, wenn
die Handlung sich schnell und lustig voran bewegt - haben wir dann das Recht,
zu verlangen, daß der Autor sorgfältig auf jedes kleine Detail achtet? Sicherlich
hat das das römische Publikum nicht erwartet, und ebensowenig würde das ein
modernes erwarten. Die Anlage vieler heutiger Komödien im Theater und im
Film beweist dies zur Genüge, und ich bezweifle, ob die griechischen Zuschauer
der Originalstücke so kritisch waren, wie man oft annimmt.»
5 E.W. Handley, Menander and Plautus. A Study in Comparison. An Inaugural
Lecture delivered at University College London, 1968.
 
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