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Pöschl, Viktor; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1973, 4. Abhandlung): Die neuen Menanderpapyri und die Originalität des Plautus: vorgetragen am 9. Dez. 1972 — Heidelberg, 1973

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https://doi.org/10.11588/diglit.44332#0013
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Die neuen Menanderpapyri und die Originalität des Plautus 11
eben weg, der Soldat wird sie dann mit sich nehmen.» Daraufhin
bleibt Pistoclerus natürlich. Sie beauftragt ihn, Speisen und Getränke
für eine Party einzukaufen, die anläßlich der Rückkehr der Schwester
veranstaltet werden soll, und gibt ihm dafür das nötige Geld. Das
greift an seine Ehre. Er beeilt sich, zu versichern: «Selbstverständlich
werde ich zahlen.» Schnurstracks begibt er sich von dannen, um als-
bald, von Sklaven begleitet, mit reichlichem Proviant zurückzukehren.
Aber sein Erzieher Lydus, der Lunte gerochen hat, folgt ihm auf dem
Fuß. Denn die vornehmen Herrensöhne haben in Athen Erzieher, die
Väter kümmern sich um sie nur wenig. Zu seinem Entsetzen muß nun
Lydus, die Karikatur eines sauertöpfischen, pedantischen, zu kurz ge-
kommenen Schulmeisters, erfahren, daß sein Zögling auf dem Wege zu
einer Hetäre ist. Pistoclerus nimmt sich kein Blatt vor den Mund, wird
recht frech und ausfällig und schneidet schließlich kurzerhand die Vor-
haltungen seines Erziehers mit den Worten ab: «Bin ich dein Sklave oder
du der meine?» Ja, kaltschnäuzig fordert er ihn auf, ihm in das be-
wußte Haus zu folgen, das sich auf der linken Seite der Bühne be-
findet. Es folgt der Auftrittsmonolog des Sklaven Chrysalus, der mit
seinem jungen Herren aus Ephesus zurückgekehrt ist. Daran schließt
sich eine Szene zwischen Pistoclerus und dem Sklaven, worin Pisto-
clerus mitteilt, daß das Mädchen gefunden wurde, aber jetzt schnell
Geld beschafft werden muß, um den Soldaten auszuzahlen. Chrysalus
weiß Rat. Er erzählt dem Alten, der voller Erwartung auf das Geld
die Bühne betritt, daß dieses leider in Ephesus bleiben und bei einem
Artemispriester deponiert werden mußte, weil es sonst geraubt wor-
den wäre. Nachdem die beiden abgegangen sind, verläßt Lydus voller
Empörung über eine Liebesszene zwischen Pistoclerus und einer der
Schwestern, der er beiwohnen mußte, das berüchtigte Haus mit den
Worten: «Öffnet mir das Höllentor, denn hier kommt niemand hinein,
als der, der alle Hoffnung verloren hat . . .9» In der nächsten Szene
tritt nun endlich der längst erwartete Rückkehrer Mnesilochus auf.
Er hat inzwischen von seinem Sklaven die freudige Botschaft vernom-
men und ist voller Begeisterung über die Tüchtigkeit und Hilfsbereit-
schaft seines Freundes Pistoclerus. Der mit Dramen vertraute Zu-
9 368: pandite atque aperite propere ianuarn hanc Orci opsecro.
nam equidem haud aliter esse duco, quippe qui nemo advenit,
nisi quem spes reliquere omnes esse ut frugi possiet.
Merkwürdigerweise findet sich in den mir zugänglichen Dantekommentaren von
G. A. Scartazzini, T. Casini, F. Montanari, H. Gmelin zur Inschrift des Höllen-
tors kein Hinweis auf diese <Parallelstelle>.
 
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