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Viktor Pöschl
so wenigstens von ihr loszukommen, denn dann wird sie schnell von
ihm ablassen (v. 27):
Mir zuzureden wird sie aufhören
wenn sie merkt, daß sie - wie das Sprichwort sagt -
zu einem Toten spricht.
Nach der Ablieferung des Geldes malt er sich dann höhnisch aus,
wie sich die Begegnung abspielen wird (v. 91):
Ich glaube, ich sehe die schöne und edle Geliebte
vor mir, wenn ich jetzt ohne Geld zu ihr komme,
wie sie mich mit schönen Worten beschwatzt und voller
Erwartung
ist - so denkt sie gleich bei sich -
auf all das Geld, das ich bringe (παν χρυσίον, das ganze Gold,
also wohl alle zweitausend Dukaten):
Wirklich, er bringts, und, bei den Göttern
großzügig - wer denn eher als er ? - und so, wie ich es verdiene!
Sie weiß es ja recht fein anzustellen und hat sich so
als die erwiesen, für die ich sie schon immer hielt.
Auch der plautinische Jüngling malt sich die Begegnung aus, aber
er tut es ausführlicher nur vor der Ablieferung des Geldes. Dabei ist
von der Distanz zu der treulosen Geliebten, die Menanders Sostratos
auch im ersten Monolog wenigstens ansatzweise zeigt, nichts zu spü-
ren. Er ist noch abhängiger und unsicherer und scheint sich noch viel
schwerer von ihr lösen zu können. Dabei hat Plautus in dem Selbst-
gespräch einem oft verwandten Kunstgriff der Komödie eine neue
Nuance abgewonnen, dem sogenannten Aprosdoketon, der Form
des Witzes, die darin besteht, daß das Gespräch plötzlich eine un-
erwartete Wendung nimmt, die das zuerst Ausgesagte oder in Aus-
sicht Gestellte geradezu ins Gegenteil verkehrt, so, wenn in der Ly-
sistrate des Aristophanes der Chor der Frauen eine Einladung aus-
spricht und herrlich ausmalt, welch wunderbare Speisen im Hause
auf die Geladenen warten, welch prachtvolle Gewänder und Tep-
piche ihnen als Geschenk zugedacht sind, und ganz plötzlich heißt
es dann: «Aber die Tür ist verschlossen», (1070f.) oder: «Doch an
meine Tür zu kommen verbiete ich: Hütet euch vor meiner Hün-
din!» (1212 ff.)11.
11 Bei Aristophanes finden sich zahllose Beispiele. Merkwürdigerweise gibt es keine
Viktor Pöschl
so wenigstens von ihr loszukommen, denn dann wird sie schnell von
ihm ablassen (v. 27):
Mir zuzureden wird sie aufhören
wenn sie merkt, daß sie - wie das Sprichwort sagt -
zu einem Toten spricht.
Nach der Ablieferung des Geldes malt er sich dann höhnisch aus,
wie sich die Begegnung abspielen wird (v. 91):
Ich glaube, ich sehe die schöne und edle Geliebte
vor mir, wenn ich jetzt ohne Geld zu ihr komme,
wie sie mich mit schönen Worten beschwatzt und voller
Erwartung
ist - so denkt sie gleich bei sich -
auf all das Geld, das ich bringe (παν χρυσίον, das ganze Gold,
also wohl alle zweitausend Dukaten):
Wirklich, er bringts, und, bei den Göttern
großzügig - wer denn eher als er ? - und so, wie ich es verdiene!
Sie weiß es ja recht fein anzustellen und hat sich so
als die erwiesen, für die ich sie schon immer hielt.
Auch der plautinische Jüngling malt sich die Begegnung aus, aber
er tut es ausführlicher nur vor der Ablieferung des Geldes. Dabei ist
von der Distanz zu der treulosen Geliebten, die Menanders Sostratos
auch im ersten Monolog wenigstens ansatzweise zeigt, nichts zu spü-
ren. Er ist noch abhängiger und unsicherer und scheint sich noch viel
schwerer von ihr lösen zu können. Dabei hat Plautus in dem Selbst-
gespräch einem oft verwandten Kunstgriff der Komödie eine neue
Nuance abgewonnen, dem sogenannten Aprosdoketon, der Form
des Witzes, die darin besteht, daß das Gespräch plötzlich eine un-
erwartete Wendung nimmt, die das zuerst Ausgesagte oder in Aus-
sicht Gestellte geradezu ins Gegenteil verkehrt, so, wenn in der Ly-
sistrate des Aristophanes der Chor der Frauen eine Einladung aus-
spricht und herrlich ausmalt, welch wunderbare Speisen im Hause
auf die Geladenen warten, welch prachtvolle Gewänder und Tep-
piche ihnen als Geschenk zugedacht sind, und ganz plötzlich heißt
es dann: «Aber die Tür ist verschlossen», (1070f.) oder: «Doch an
meine Tür zu kommen verbiete ich: Hütet euch vor meiner Hün-
din!» (1212 ff.)11.
11 Bei Aristophanes finden sich zahllose Beispiele. Merkwürdigerweise gibt es keine