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Viktor Pöschl
wie bei Plautus gezeigt wird. Man denke zum Beispiel an den An-
fangsmonolog des Truculentus, wo der junge Mann sich darüber aus-
läßt, wie raffiniert die Hetären ihr Opfer ausnützen, wie sie es erpres-
sen und finanziell ruinieren, und all das bringt er vor, als er gerade
auf dem Weg zur Hetäre ist, von der er weiß oder ahnt, daß sie ihn
mit einem Soldaten betrogen hat. Der gleiche witzige Kontrast be-
steht zwischen dem Auftrittslied des Philolaches in der <Mostellaria>,
der so rührend von seinem eigenen Verfall spricht, und der Tatsache,
daß auch er sich auf dem Weg zur Hetäre befindet. Was in diesen
Stücken im Widerspruch zwischen Situation und Aussage deutlich
wird, hat Plautus in der Bacchidenszene in der höchst amüsanten
Inkonsequenz des Mnesilochus zum Ausdruck gebracht, der nicht
einmal imstande ist, die energische Entschlossenheit, zu der er sich
aufrafft, auch nur einen ganzen Satz lang durchzuhalten. Großspurig
fängt er an (507):
nam iam domum ibo atque . . .
und höchst kleinlaut endet er
aliquid surrupiam patri . . .
Der Entschluß aber, das Geld dem Vater auszuhändigen, wird so
viel erleuchtender. Es wird klarer, daß der seiner Geliebten rettungs-
los Verfallene in seiner Schwäche keinen andern Ausweg sieht, als
eben das Geld abzuliefern.
Noch bedeutsamer ist die Änderung, die Plautus an dem Dialog
zwischen den beiden Freunden vorgenommen hat, auf den die ganze
dramatische Entwicklung bei Plautus sehr viel schneller und ziel-
strebiger zuläuft als bei Menander.
Bei Menander lautet der Dialog folgendermaßen (103):
M: Sei gegrüßt, Sostratos!
S: Auch du.
M: Was bist du so niedergeschlagen und mürrisch, sag mir
doch, / und was schaust du so, als wärst du nah am Wei-
nen? Du hast doch nicht / etwa hier eine unangenehme
Überraschung vorgefunden ?
S: Doch.
M: So sprich. Kommst du nicht her? Sie ist ja drinnen.
S: Ach laß nur, Moschos!
M: Wie?
Viktor Pöschl
wie bei Plautus gezeigt wird. Man denke zum Beispiel an den An-
fangsmonolog des Truculentus, wo der junge Mann sich darüber aus-
läßt, wie raffiniert die Hetären ihr Opfer ausnützen, wie sie es erpres-
sen und finanziell ruinieren, und all das bringt er vor, als er gerade
auf dem Weg zur Hetäre ist, von der er weiß oder ahnt, daß sie ihn
mit einem Soldaten betrogen hat. Der gleiche witzige Kontrast be-
steht zwischen dem Auftrittslied des Philolaches in der <Mostellaria>,
der so rührend von seinem eigenen Verfall spricht, und der Tatsache,
daß auch er sich auf dem Weg zur Hetäre befindet. Was in diesen
Stücken im Widerspruch zwischen Situation und Aussage deutlich
wird, hat Plautus in der Bacchidenszene in der höchst amüsanten
Inkonsequenz des Mnesilochus zum Ausdruck gebracht, der nicht
einmal imstande ist, die energische Entschlossenheit, zu der er sich
aufrafft, auch nur einen ganzen Satz lang durchzuhalten. Großspurig
fängt er an (507):
nam iam domum ibo atque . . .
und höchst kleinlaut endet er
aliquid surrupiam patri . . .
Der Entschluß aber, das Geld dem Vater auszuhändigen, wird so
viel erleuchtender. Es wird klarer, daß der seiner Geliebten rettungs-
los Verfallene in seiner Schwäche keinen andern Ausweg sieht, als
eben das Geld abzuliefern.
Noch bedeutsamer ist die Änderung, die Plautus an dem Dialog
zwischen den beiden Freunden vorgenommen hat, auf den die ganze
dramatische Entwicklung bei Plautus sehr viel schneller und ziel-
strebiger zuläuft als bei Menander.
Bei Menander lautet der Dialog folgendermaßen (103):
M: Sei gegrüßt, Sostratos!
S: Auch du.
M: Was bist du so niedergeschlagen und mürrisch, sag mir
doch, / und was schaust du so, als wärst du nah am Wei-
nen? Du hast doch nicht / etwa hier eine unangenehme
Überraschung vorgefunden ?
S: Doch.
M: So sprich. Kommst du nicht her? Sie ist ja drinnen.
S: Ach laß nur, Moschos!
M: Wie?