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Pöschl, Viktor; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1973, 4. Abhandlung): Die neuen Menanderpapyri und die Originalität des Plautus: vorgetragen am 9. Dez. 1972 — Heidelberg, 1973

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https://doi.org/10.11588/diglit.44332#0034
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Viktor Pöschl

qu’il faut qu’un galant homme ait toujours grand empire
sur les demangaisons qui nous prennent d’ecrire . . .
Oronte: Est-ce que vous voulez me declarer par la
que j’ai tort de vouloir
Alceste: Je ne dis pas cela, mais lui disais
je . . .
Die Szene hat mit unserer Plautusszene das Herantasten an die
Wahrheit durch das Einschalten eines fiktiven Dritten gemein.
Und nun einige Beispiele aus der deutschen Klassik. Lessing hat die
orientalische Parabel in dem im orientalischen Milieu spielenden
<Nathan> in der Ringparabel angewandt, hat sich aber auch der
fiktiven, die Wahrheit enthüllenden und verschleiernden und auf sie
dramatisch hinführenden Rede gleich dreimal in verschiedener Nuan-
cierung bedient:
in der Szene zwischen dem Tempelherrn und dem Patriarchen (4.
Aufzug, 2. Auftritt):
Gesetzt, ehrwürdiger Vater,
ein Jude hätt ein einzig Kind - es sei
ein Mädchen . . .
und nun wird unsereinem hinterbracht
dies Mädchen sei des Juden Tochter nicht . . .,
zwischen Nathan und dem Klosterbruder (4. Aufzug, 7. Auftritt):
Klosterbruder:
Da hat ihm jemand heut ins Ohr gesetzt
es lebe hier herum ein Jude, der
ein Christenkind als seine Tochter sich
erzöge . . .
Sagt:
Hat euch ein Reitknecht nicht vor 18 Jahren
ein Töchterchen gebracht von wenig Wochen?
Nathan:
Wie das ? - Nun freilich - allerdings -
Klosterbruder:
Ei seht
mich doch recht an - der Reitknecht, der bin ich . . .
und, besonders kunstvoll, zwischen Nathan und dem Tempelherrn
(5. Aufzug, 5. Auftritt), wo Nathan von einem Bruder Rechas be-
 
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