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Gärtner, Hans Armin; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1974, 5. Abhandlung): Cicero und Panaitios: Beobachtungen zu Ciceros "De officiis" ; vorgel. am 12. Jan. 1974 v. Viktor Pöschl — Heidelberg: Winter, 1974

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https://doi.org/10.11588/diglit.45448#0013
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Cicero und Panaitios

11

Die Untersuchung nimmt ihren Ausgang von dem redaktionellen
Problem: Warum hat Cicero die drei Bücher des Panaitios in zwei
Büchern zusammengefaßt? Wir erhalten in de officiis auf diese
Frage keine direkte Antwort. Aus der methodischen Kritik jedoch,
die Cicero an Panaitios übt, lassen sich Anhaltspunkte gewinnen.

I
Ciceros methodische Kritik an Panaitios
Cicero wundert sich (III,7 und 8), daß Panaitios zwar drei Arten
der Fragestellung im Bereich der Pflicht hervorgehoben habe:
1) ob etwas ehrenhaft (<honestum>) oder schändlich (<turpe>),
2) ob etwas nützlich (<utile>) oder ohne Nutzen (<inutile>) ist1 und
3) wie man eine Entscheidung treffen kann, wenn das, was ehrenhaft
aussieht, mit dem, was nützlich zu sein scheint, im Widerstreit liegt, -
daß er aber nur über die beiden ersten Fragestellungen in drei (!)
Büchern gehandelt, über die dritte jedoch später zu reden ver-
sprochen habe.
Darüber wundert sich Cicero um so mehr, als Panaitios nach der
Herausgabe jener Bücher noch dreißig Jahre gelebt hat.
Die Aufzählung der drei Fragestellungen, auf die sich Cicero hier
bezieht, bringt er auch im ersten Buch (§9). Zuvor hatte Cicero am
Beginn der eigentlichen Abhandlung (1,7) Panaitios wegen einer
methodischen Unkorrektheit getadelt. Cicero vermißt nämlich am
Beginn der Abhandlung die Definition des Themas. Diese Definition
trägt er dann (1,7 und 8) nach, kehrt mit <igitur>2 (§ 9) wieder zum
ersten Ansatz der Erörterungen (§7), d. h. doch wohl zu den Ge-
danken des Panaitios zurück und bringt die oben genannten drei
1 Die griechischen Aequivalente dürften καλόν, αισχρόν, συμφέρον, άσύμφορον,
sein, vgl. dazu unten S. 55.
2 Zur Funktion von <igitur> vgl. Kühner-Stegmann 11,137,7: <igitur> wird ge-
braucht, wenn nach einer Abschweifung die Rede wieder aufgenommen wird,
so auch de off. 1,6.
 
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