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Gärtner, Hans Armin; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1974, 5. Abhandlung): Cicero und Panaitios: Beobachtungen zu Ciceros "De officiis" ; vorgel. am 12. Jan. 1974 v. Viktor Pöschl — Heidelberg: Winter, 1974

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https://doi.org/10.11588/diglit.45448#0020
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III

Die drei Einführungen
Es gilt, diejenigen Textzusammenhänge vergleichend zu inter-
pretieren, an denen Cicoer in enger Anlehnung an Panaitios1 zentrale
Begriffe einführt. Dabei wird nicht nur auf den gegenseitigen inhalt-
lichen Bezug, sondern auch auf Parallelen in der Methode der Ge-
dankenführung geachtet werden.
Die Einführung des <honestum>
Die Erörterungen in de off. I,llff. gehen von der Beobachtung aus,
daß es jeder Art von Lebewesen von der Natur gegeben sei, daß es
sich und sein Leben schützt und sich alles zum Leben Notwendige
verschafft; gemeinsam ist auch allen Lebewesen der Trieb zur Ver-
einigung und eine gewisse Sorge für das, was von ihnen abstammt.
Im Gegensatz zum Tier, das nur auf Unmittelbares reagiert, und
nur ganz wenig um Vergangenes und Zukünftiges weiß, hat der
Mensch kraft seiner <ratio> die Fähigkeit, Zusammenhänge und
Gründe zu sehen und auch die Zukunft in die Erwägungen einzu-
beziehen2. Dieser höheren Fähigkeit entsprechend wird der Kreis
des menschlichen Strebens intensiviert und erweitert; der <cura
quaedarm der Tiere gegenüber den Jungen entspricht <praecipuus
quidam amor> der Menschen gegenüber den Kindern (§ 12); daraus
wird der Sozialtrieb entfaltet:
1 Nach der vorangegangenen Kritik an Panaitios in I,7f. kehrt Cicero in 1,9 mit
<ut Panaetio videtur> zu den Gedankengängen des Panaitios zurück (vgl. Kap. I
Anm. 2).
2 Die wichtigsten Sätze sollen hier auf deutsch erscheinen: «Zuerst ist jeder Art
der Lebewesen von Natur zugeteilt, daß sie sich, Leib und Leben schützt und
das abweist, was zu schaden droht, daß sie alles, was zum Leben notwendig ist,
aufsucht und rüstet. . . Gemeinsam aber ist allen Lebewesen der Trieb zur Ver-
einigung um der Zeugung willen und eine gewisse Sorge für das, was gezeugt
wurde. ... Weil der Mensch kraft der Vernunft auf die Zukunft schließen
kann, überblickt er leicht den ganzen Lebenslauf und bereitet deshalb die nötigen
 
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