Metadaten

Gärtner, Hans Armin; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1974, 5. Abhandlung): Cicero und Panaitios: Beobachtungen zu Ciceros "De officiis" ; vorgel. am 12. Jan. 1974 v. Viktor Pöschl — Heidelberg: Winter, 1974

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.45448#0026
Lizenz: In Copyright
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
24

Hans Armin Gärtner

Streben, das mit dem allgemeinen Begriff des <honestum> umfaßt
wird, Besonderheiten gegenüber dem Allgemeinen, dem <honestum>.
Deshalb darf man hier von einem induktiven Vorgehen sprechen.
Auf diese induktive Ableitung folgt (1,15) nach dem Platozitat
mit <sed>10 als etwas Neues markiert eine Entfaltung des <honestum>
in vier Bereiche, die man den vier Kardinaltugenden zuordnen kann.
In der Methode der Gedankenführung ist ein Wechsel eingetreten:
jetzt wird dogmatisch-systematisch etwas festgehalten.
Aus diesem System werden dann (<ex singulis certa officiorum
genera nascuntur> § 15,2. Hälfte) vier verschiedene Arten der Pflichten
abgeleitet. Die Methode ist nun deduktiv.
Wir finden also drei Methoden des Argumentierens: zunächst
empirisch -induktiv, dann dogmatisch-systematisch, schließlich de-
duktiv.
Die Einführung des <utile>
Der ganze Komplex, in dem das <utile> eingeführt wird (11,9-20),
ist im Rückblick auf die Einführung des <honestum> (1,11-17) verfaßt
(vgl. S. 18-24). Bei der Einführung des <utile> setzt Cicero nach dem
Proömium mit <ergo> ein11 (11,11): Was also für den Schutz des
Lebens der Menschen12 Bedeutung hat, ist teils leblos, . . . teils
lebendig. Das Lebendige wird wiederum eingeteilt in Vernunftloses
und Vernunftbegabtes; zur letzteren Gruppe zählen Götter und
Menschen. «Die Götter besänftigt fromme Ergebenheit und un-
sträflicher Wandel, gleich nach den Göttern aber können die Men-
schen den Menschen am meisten nützlich sein. Die gleiche Einteilung
gilt auch für die Dinge, die schaden und abträglich sind. Aber weil
man meint, daß die Götter nicht schaden, glaubt man, daß - von
ihnen abgesehen - die Menschen einander am meisten Schaden
zufügen können».
Die Argumentation geht dann so weiter, daß auch aus den un-
belebten Dingen auf keine Weise ohne der Menschen Geschicklichkeit
10 Kühner-Stegmann, II, S. 75,5: <sed> steht häufig bei Übergängen zu einem
neuen Gedanken.
11 Zur Funktion von <ergo> vgl. Kühner-Stegmann 11,141,5: Es wird u.a. gebraucht,
wenn die Rede nach einer längeren Vorbereitung zum ersten Hauptteil übergeht;
vgl. die Funktion von <igitur> in 1,9 und Kap. I, Anm. 2.
12 Der Schutz des Lebens ist auch nach den Erörterungen bei der Einführung des
<honestum> das Ziel aller Lebenwesen. Vgl. die Gedanken aus 1,11-17 (obenS. 18).
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften