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Gärtner, Hans Armin; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1974, 5. Abhandlung): Cicero und Panaitios: Beobachtungen zu Ciceros "De officiis" ; vorgel. am 12. Jan. 1974 v. Viktor Pöschl — Heidelberg: Winter, 1974

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https://doi.org/10.11588/diglit.45448#0027
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Cicero und Panaitios

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und Mühe Nutzen gezogen werden kann (11,14). Dann kommt die
Rede auf die <animalia>, und es wird gezeigt, daß man ohne die
<artes>, welche Menschen erfunden haben, keinen Nutzen von den
Dingen hätte. Ohne diese Künste wäre überhaupt kein zivilisiertes
Leben möglich (11,15). Ja, ohne die Vereinigung der Menschen gäbe
es keine Städte, Gesetze, Sitten und feste Lebensformen; das habe
eine umgängliche und rücksichtsvolle Gesinnung (mansuetudo ani-
morum) erreicht, und es sei bewirkt worden, daß das Leben der
Menschen sicherer sei und wir im Geben und Nehmen und im
Tausch von Fähigkeiten und Annehmlichkeiten keines Dinges ent-
behrten.
Weiter betont Cicero, Panaitios sei noch ausführlich darauf ein-
gegangen, daß niemand weder als Heerführer im Krieg noch als
führender Mann zu Hause große und nützliche Taten ohne die
eifrige Teilnahme der Menschen hätte vollbringen können. Wie wir
große Dinge erreichen <conspiratione hominum atque consensu>, so
gibt es entsprechend kein so verabscheuungswürdiges Unheil, das
nicht dem Menschen vom Menschen bereitet werden könnte (11,16).
Es ist bis jetzt von Panaitios/Cicero nachgewiesen, daß bei dem,
was für den Schutz des Lebens der Menschen von Bedeutung ist,
der Mensch bei dem Erreichen des Nutzens der wichtigste Faktor ist.
Darum muß man die eifrige Teilnahme der Menschen gewinnen.
Das geschieht so: <hominum studia ... virorum praestantium
sapientia et virtute excitantur>. Und dann folgen Kardinaltugenden:
<etenim virtus omnis tribus in rebus fere vertitur>. Hierbei ist im
Vergleich zu dem entsprechenden Paragraphen (1,15 und 16) be-
sonders die Formulierung des dritten Punktes bedeutsam: «Der
dritte Punkt (11,18) ist der, daß wir mit denen, zu denen wir uns
gesellen, maßvoll und verständig umgehen, damit wir durch ihr
wohlwollendes Bemühen in Fülle und in Haufen das haben, was die
Natur benötigt, und damit wir mithilfe derselben Leute, wenn uns
ein Nachteil zugefügt wird, die zurücktreiben und uns an denen
rächen, die uns zu schaden versucht haben, und sie mit einer so
harten Strafe bedenken, wie sie Billigkeit und Menschlichkeit zu-
lassen.» Die Formulierung ist insofern bedeutsam, als die <virtutes>
hier gleich im Blick auf die Verwirklichung des Nutzens beschrieben
werden.
Nach dieser grundsätzlichen Klärung zeigen Panaitios/Cicero dann
im folgenden, auf welche Weise man sich die eifrige Teilnahme der
Menschen verschafft und sie sich erhält. Zuvor - und zugleich als
 
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