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Gärtner, Hans Armin; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1974, 5. Abhandlung): Cicero und Panaitios: Beobachtungen zu Ciceros "De officiis" ; vorgel. am 12. Jan. 1974 v. Viktor Pöschl — Heidelberg: Winter, 1974

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https://doi.org/10.11588/diglit.45448#0047
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Cicero und Panaitios

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(d) Die Systematisierungstendenz im Dichtervergleich
Man könnte bisher vielleicht meinen, das Abheben der Syste-
matisierungstendenz von den ursprünglichen Gedanken des Panaitios
sei zwar für die Klärung des Gedankenganges der §§ 93-96 von
Bedeutung, helfe aber bei der inhaltlichen Klärung der Schrift sonst
nicht viel. Dem kann man mit dem Hinweis entgegentreten, daß
jetzt der umstrittene Dichtervergleich in den §§ 97 und 98 erklärt
werden kann.
Die entscheidende Frage bei der Deutung dieses Dichtervergleichs
ist: Welche Tätigkeiten werden in dem Vergleich gegenübergestellt?
Die der Dichter und der Menschen oder die der Dichter und der
Natur? L. Labowsky56 hat sich für die zweite Antwort entschieden.
In ihren Ausführungen stützt sie sich besonders auf den Satz vom
Ende des § 97: «Uns aber hat die Natur selbst eine Rolle aufgegeben
mit großem Vorrang und großer Auszeichnung vor den anderen
Lebewesen»57. Gegen die Beweiskraft dieses Satzes habe ich aber die
schwersten Bedenken. Das soll eine Besprechung der entscheidenden
Sätze in den drei Paragraphen (97-99) zeigen.
Wenn man am Ende des § 97 den Satz: <Sed poetae . . ., nobis
autem . . . animantium reliquarum> mit dem folgenden: <Quocirca
poetae ..., nobis autem . . .>58 vergleicht, fällt eine deutliche Par-
allelität ihres Baus auf. Merkwürdigerweise wird dabei über die
Dichter in beiden Sätzen fast dasselbe gesagt: sie beurteilen nach
dem Charakter, was einem jeden ziemt.
Die beiden zweiten Satzhälten (jeweils mit <nobis autem> einge-
leitet), die vom Charakter bzw. der Rolle der Menschen handeln,
unterscheiden sich dadurch, daß als Charakter zuerst der allgemeine
56 a.O. S. 12. -
Im folgenden müssen wir uns mit ihren Ausführungen auf S. 10-20 auseinander-
setzen.
57 Bemerkenswert ist, daß L. Labowsky (a.O. S. 12) den nächsten Satz dann so wieder-
gibt: «... uns aber gab die Natur die Rolle der <constantia> usw.» Dabei unter-
drückt sie das <cum> («da uns aber von der Natur die Rolle der <constantia> usw.
gegeben ist»). Der in unserem Text zitierte Satz vom Ende des § 97 ist für L.
Labowsky also normativ.
58 Sed poetae quid quemque deceat, ex persona iudicabunt,
nobis autem personam imposuit ipsa natura magna cum excellentia praestantiaque
animantium reliquarum
und
quocirca poetae in magna varietate personarum etiam vitiosis quid conveniat et
quid deceat videbunt,
nobis autem cum a natura constantiae, moderationis, temperantiae, vercundiae
partes datae sint cumque eadem natura doceat . . .
 
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