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Bulst, Walther [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1975, 1. Abhandlung): Carmina Leodiensia — Heidelberg: Winter, 1975

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https://doi.org/10.11588/diglit.45454#0041
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Carmina Leodiensia

31

Seine Correspondenz mit Gauterius hebt an mit Marbods carmen
Assuetam turbis. Der Text setzt nicht ein zuvor von Gauterius an ihn
ergangenes Schreiben voraus, vielmehr bezeichnet Marbods Entsen-
dung seiner Musa an Gauterius, den sie nie erblickt hat, einen An-
fang. Dem zu widersprechen scheint v.5: sicut et ipse fateris, auf ein
Gesprach aber zwischen Gauterius, der auf dem Lande weilt, wohin
Marbod aus der Stadt schreibt, lassen die Worte sich nicht beziehen;
ihr tempus praesens ist ohnedies von etwas geschrieben Vorliegendem
zu verstehn.
In den vorlangst angestellten echtheitskritischen Untersuchungen
zu den von Beaugendre 1708 und Bourasse 1854 gedruckten ‘Varia
Marbodi Carmina’30 habe ich, mit vielen anderen von den Heraus-
gebern ihm zugeschobenen Texten, einen in den Handschriften ano-
nymen ‘Sermo de vitiis et virtutibus. Petendam esse solitudinem’ aus-
geschieden31. Er lautet berichtigt32:
Rus habet in silua patruus meus • huc michi sepe
Mos est abiectis curarum sordibus et que
Excruciant hominem secedere* ruris amena,
Herba uirens et silua silens et spiritus aure
5 Lenis et estiuus et fons in gramine uiuus,
Defessam mentem recreant et me michi reddunt
Et faciunt in me consistere, nam quis in urbe
Sollicita et uariis feruente tumultibus extat,
Qui non extra se passim rapiatur et expers
10 Ipse sui uanis impendat tempora rebus?
Hinc amor, inde odium, timor hinc premit, inde cupido,
Inter se diuersa quidem, sed lege sub una

30 Vgl. oben S.28 Anm.26.
31 W. B., Studien zu Marbods Carmina varia und Liber decem capitulorum, 1939
(Nachrichten von der G. d. W. zu Gottingen. Phil.-hist. Kl. Fachgruppe IV, N.F.
Bd.II, Nr.10), S.176f. Zu berichtigen ist ebenda S.240f., daB Beaugendre den
sermo (wie andere carmina) aus der ed.pr., dem ‘Liber Marbodi’, ubernommen
hat, worin er unter derselben Uberschrift steht, nicht aus dem Turon.890 (de-
perd.), in dem er anonym stand (Wilmart p.39 nr.327), sowie daB der Bern.702
beinahe gleichlautend iiberschreibt ‘S. de v. et v. Solitudinem esse petendam.’
32 Aufier ed.pr., fol.B viv b/viir a/b, Beaugendre col.l571sq., Bourasse col.l665sqq.
gedruckt von H. Hagen, Carmina medii aevi maximam partem inedita, Bernae
1877, p,160sqq. aus Bern.702 und von Th. Wright, The Anglo-Latin Satirical
Poets and Epigrammatists of the Xllth Century, London 1872, II 255ff., von
Wright und Hagen je ohne Kenntnis der alteren Drucke.
 
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