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Viktor Pöschl
Aber bestätigt nicht das Folgende doch die Meinung von der „Auf-
wertung“ Demeas (998ff.)? „Wenn euch mein Verhalten deshalb ver-
haßt ist, Aeschinus, weil ich euch nicht in allem, ob es nun Recht oder
Unrecht ist, nachgebe, so will ich das jetzt ändern. Verschwendet, kauft,
macht was ihr wollt. Aber falls ihr lieber wollt, daß ich das, was ihr bei
eurer Jugend weniger durchschaut, allzu heftig begehrt, zu wenig über-
legt, aufgreife10, in Ordnung bringe und euch im gegebenen Falle folge,
so bin ich der Mann, der das für euch tun wird.“
nunc adeo si ob eam rem vobis mea vita invisa, Aeschine, est,
quia non iusta iniusta prorsus omnia omnino obsequor,
missa facio: effundite, emite, facite quod vobis lubet.
Sed si voltis potius, quae vos propter adulescentiam
minus videtis magis impense cupitis consulitis parum,
haec reprehendere et corrigere me et obsecundare11 in loco,
ecce me, qui id faciam vobis.
Unterschwellig ist hier immer noch Demeas mürrisches Wesen zu spü-
ren, wie wieder Donat richtig bemerkt hat: „hic ostendit Terentius magis
Demeam simulasse mutatos mores quam mutavisse“. Quae propter
adulescentiam minus videtis — magis impense cupitis — consulitis parum
ist eine Klimax, hinter der sich steigender Unwille verbirgt. Dann aber
zwingt sich Demea — auch dies ist bei Donat richtig beobachtet — zu
einem milderen Ton. Von dem reprehendere geht er über das corrigere zu
dem obsecundare über. Aeschinus antwortet darauf mit großer Höflich-
keit. „Das überlassen wir dir, Vater, du weißt mehr als wir, was zu
tun ist“ -
tibi, pater, permittimus:
plus scis quid opus factost.
Hieraus wollte man schließen, daß nun auch Aeschinus dem Demea
Recht und dem Micio Unrecht gebe und daß dies auch der Dichter tue.
Aber man darf die Worte doch nicht aus dem Kontext herauslösen.
Der arme Jungr war so sehr im Druck12, er ist so überglücklich und damit
10 Bei dem hier gewählten Ausdruck reprehendere spielt die Nuance des Tadels mit
hinein.
11 Ich folge hier der Lesung Tränkles a.a.O. A. 28.
12 An dieser Stelle bediene ich mich der Beschreibung des Regisseurs Walter Knaus,
die er mir in einem Brief mitgeteilt hat. Mit ihm zusammen habe ich die lateinische
und deutsche Aufführung der ‘Brüder’ des Terenz im Bayerischen Rundfunk
betreut.
Viktor Pöschl
Aber bestätigt nicht das Folgende doch die Meinung von der „Auf-
wertung“ Demeas (998ff.)? „Wenn euch mein Verhalten deshalb ver-
haßt ist, Aeschinus, weil ich euch nicht in allem, ob es nun Recht oder
Unrecht ist, nachgebe, so will ich das jetzt ändern. Verschwendet, kauft,
macht was ihr wollt. Aber falls ihr lieber wollt, daß ich das, was ihr bei
eurer Jugend weniger durchschaut, allzu heftig begehrt, zu wenig über-
legt, aufgreife10, in Ordnung bringe und euch im gegebenen Falle folge,
so bin ich der Mann, der das für euch tun wird.“
nunc adeo si ob eam rem vobis mea vita invisa, Aeschine, est,
quia non iusta iniusta prorsus omnia omnino obsequor,
missa facio: effundite, emite, facite quod vobis lubet.
Sed si voltis potius, quae vos propter adulescentiam
minus videtis magis impense cupitis consulitis parum,
haec reprehendere et corrigere me et obsecundare11 in loco,
ecce me, qui id faciam vobis.
Unterschwellig ist hier immer noch Demeas mürrisches Wesen zu spü-
ren, wie wieder Donat richtig bemerkt hat: „hic ostendit Terentius magis
Demeam simulasse mutatos mores quam mutavisse“. Quae propter
adulescentiam minus videtis — magis impense cupitis — consulitis parum
ist eine Klimax, hinter der sich steigender Unwille verbirgt. Dann aber
zwingt sich Demea — auch dies ist bei Donat richtig beobachtet — zu
einem milderen Ton. Von dem reprehendere geht er über das corrigere zu
dem obsecundare über. Aeschinus antwortet darauf mit großer Höflich-
keit. „Das überlassen wir dir, Vater, du weißt mehr als wir, was zu
tun ist“ -
tibi, pater, permittimus:
plus scis quid opus factost.
Hieraus wollte man schließen, daß nun auch Aeschinus dem Demea
Recht und dem Micio Unrecht gebe und daß dies auch der Dichter tue.
Aber man darf die Worte doch nicht aus dem Kontext herauslösen.
Der arme Jungr war so sehr im Druck12, er ist so überglücklich und damit
10 Bei dem hier gewählten Ausdruck reprehendere spielt die Nuance des Tadels mit
hinein.
11 Ich folge hier der Lesung Tränkles a.a.O. A. 28.
12 An dieser Stelle bediene ich mich der Beschreibung des Regisseurs Walter Knaus,
die er mir in einem Brief mitgeteilt hat. Mit ihm zusammen habe ich die lateinische
und deutsche Aufführung der ‘Brüder’ des Terenz im Bayerischen Rundfunk
betreut.