Das Problem der Adelphen des Terenz
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so ausgelassen, daß er von der plötzlichen Unterstützung Demeas ein-
fach überwältigt wird. Er könnte den Alten in dieser Stimmung ab-
küssen. In seinem Übermut macht er spaßhaft das Spiel gegen Micio
mit. Ein Übermütiger empfindet nicht, daß es anderen nicht so leicht
fällt, die Welt auf den Kopf zu stellen, und vielleicht hat ihn Micios
Großzügigkeit, so gerne und mitunter schamlos er sie ausnützt, doch ge-
legentlich schockiert, und so macht er in der Schlußszene sich ganz
gerne über ihn lustig, eben weil er Bäume ausreißen könnte vor Selig-
keit. Aber ob das Lob, das er dem Demea spendet, ganz aufrichtig und
nicht eher ironisch ist, bleibt die Frage. Vor allem muß man berücksich-
tigen, was er gleich darauf vorbringt: „Aber was wird mit dem Bruder
geschehen ?“
sed de fratre quid fiet?
Was wird mit Ctesipho geschehen, der jetzt das Haus des Micio verlas-
sen muß ? Wird er seine Harfenspielerin, die er mit Aeschinus’ Hilfe ent-
führt und durch Micios finanzielles Einspringen dem Kuppler abge-
kauft hat, behalten dürfen? Wird er sie in Demeas Haus aufs Land brin-
gen können? Das Kompliment des Aeschinus: „Du weißt besser als wir,
was richtig ist“, erweist sich so als eine captatio benevolentiae, die der
folgenden Bitte Nachdruck verleihen soll. Demea bekommt schneller,
als ihm lieb ist, Gelegenheit, seine neue Haltung durch die eigene Tat zu
beweisen, denn bisher war er ja fast nur auf Kosten seines Bruders groß-
zügig. Natürlich bleibt ihm nichts übrig, als ja zu sagen:
sino, habeat.
Aber er kann sich nicht verkneifen, einen Rückzieher zu machen:
in istac finem faciat,
„aber bei der soll er aufhören“. Die Bereitschaft zu uneingeschränkter
Toleranz, die er so großspurig verkündet hatte, nimmt er sogleich wieder
zurück. Er verfällt wieder in seine autoritäre Haltung, und das ergibt
natürlich einen starken Heiterkeitseffekt, der ganz in der Richtung des
Lustspieleffektes am Ende von Mozarts „Entführung“ liegt, wo die Hu-
manität triumphiert und eine Figur nach der andern den Refrain der
Versöhnung singt, schließlich sogar der böse Osmin, der aber dann gleich
wieder in sein „Erst gespießt und dann gehangen“ zurückfällt und wü-
tend die Szene verläßt. Zu dem in istac finem faciat bemerkt Micio mit
ironischem Lächeln: „damit hast du recht“
istuc recte.
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so ausgelassen, daß er von der plötzlichen Unterstützung Demeas ein-
fach überwältigt wird. Er könnte den Alten in dieser Stimmung ab-
küssen. In seinem Übermut macht er spaßhaft das Spiel gegen Micio
mit. Ein Übermütiger empfindet nicht, daß es anderen nicht so leicht
fällt, die Welt auf den Kopf zu stellen, und vielleicht hat ihn Micios
Großzügigkeit, so gerne und mitunter schamlos er sie ausnützt, doch ge-
legentlich schockiert, und so macht er in der Schlußszene sich ganz
gerne über ihn lustig, eben weil er Bäume ausreißen könnte vor Selig-
keit. Aber ob das Lob, das er dem Demea spendet, ganz aufrichtig und
nicht eher ironisch ist, bleibt die Frage. Vor allem muß man berücksich-
tigen, was er gleich darauf vorbringt: „Aber was wird mit dem Bruder
geschehen ?“
sed de fratre quid fiet?
Was wird mit Ctesipho geschehen, der jetzt das Haus des Micio verlas-
sen muß ? Wird er seine Harfenspielerin, die er mit Aeschinus’ Hilfe ent-
führt und durch Micios finanzielles Einspringen dem Kuppler abge-
kauft hat, behalten dürfen? Wird er sie in Demeas Haus aufs Land brin-
gen können? Das Kompliment des Aeschinus: „Du weißt besser als wir,
was richtig ist“, erweist sich so als eine captatio benevolentiae, die der
folgenden Bitte Nachdruck verleihen soll. Demea bekommt schneller,
als ihm lieb ist, Gelegenheit, seine neue Haltung durch die eigene Tat zu
beweisen, denn bisher war er ja fast nur auf Kosten seines Bruders groß-
zügig. Natürlich bleibt ihm nichts übrig, als ja zu sagen:
sino, habeat.
Aber er kann sich nicht verkneifen, einen Rückzieher zu machen:
in istac finem faciat,
„aber bei der soll er aufhören“. Die Bereitschaft zu uneingeschränkter
Toleranz, die er so großspurig verkündet hatte, nimmt er sogleich wieder
zurück. Er verfällt wieder in seine autoritäre Haltung, und das ergibt
natürlich einen starken Heiterkeitseffekt, der ganz in der Richtung des
Lustspieleffektes am Ende von Mozarts „Entführung“ liegt, wo die Hu-
manität triumphiert und eine Figur nach der andern den Refrain der
Versöhnung singt, schließlich sogar der böse Osmin, der aber dann gleich
wieder in sein „Erst gespießt und dann gehangen“ zurückfällt und wü-
tend die Szene verläßt. Zu dem in istac finem faciat bemerkt Micio mit
ironischem Lächeln: „damit hast du recht“
istuc recte.